Der Unterschied zwischen dem Zins, zu dem die Bank sich selbst Geld leiht und dem, den sie an Kunden weiterreicht, ist die Haupteinnahmequelle der Banken. Diese Marge ist tatsächlich viel größer geworden. Das sieht man dann auch an den Geschäftszahlen: Die vier großen Banken KBC, BNP Paribas Fortis, ING und Belfius kommen zusammen auf 4,2 Milliarden Euro Gewinn im ersten Halbjahr. Viel Geld, aber nicht alles davon stammt aus dem Bankengeschäft. Die Banken treten auch als Versicherer oder Leasingfirmen auf. Sie wirtschaften auch nicht nur in Belgien, sondern ebenso im Ausland. Bei BNP Paribas Fortis stammt der Gewinn zum Beispiel nur rund zu einem Drittel aus dem reinen Bankgeschäft in Belgien.
Im Vergleich zu anderen Branchen verdienen Banken laut De Tijd gar nicht übermäßig viel. Die Zeitung nimmt als Maßstab die Eigenkapitalrendite. Wie viel kommt pro investiertem Euro am Ende an Gewinn raus? Das variiert pro Bank sehr stark. Im Schnitt liegt die Eigenkapitalrendite bei zehn Prozent im Bankensektor. Pro 100 Euro, die die Aktionäre investiert haben, springen zehn Euro Gewinn heraus. Klingt viel, im Vergleich zu anderen Konzernen ist das aber nur Durchschnitt. Bei Proximus liegt die Eigenkapitalrendite bei über zwölf Prozent, beim Kekshersteller Lotus sind es sogar 20 Prozent. Da stellt sich die Frage, warum sollte man Banken stärker zur Kasse bitten als andere Branchen?
Dabei darf man nicht vergessen, dass Bankaktionäre seit der Finanzkrise besonders gebeutelt wurden. Viele Kurse haben sich bis heute nicht vollständig von dem Absturz 2008 erholt. Dividendenzahlungen gleichen das zwar etwas aus, aber die Banken waren in den letzten Jahren keine Branche, die von Investoren umgarnt wurde. Und was es heißt, wenn der Markt nicht mehr bereit ist, Geld in Banken zu stecken, hat der Niedergang der Credit Suisse in der Schweiz gezeigt. Die ist notverkauft worden, weil sie kein frisches Kapital mehr bekommen hatte. Ein Zusammenbruch hingegen hätte womöglich zu einer neuen Finanzkrise geführt.
Andrea Enria, der Präsident der Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank, drängt schon seit zwei Jahren auf mehr Rentabilität bei den Banken. Gewinne seien nötig, um Wachstum zu finanzieren, Puffer aufzubauen, um Rückschläge aufzufangen. Es läuft derzeit gut für die Geldhäuser, die Kreditausfälle waren in den letzten Jahren niedrig. Jetzt bei gestiegenen Zinsen ist zu erwarten, dass es auch wieder mehr Kredite gibt, die nicht zurückgezahlt werden. Das müssen die Banken auffangen können. Ob die Gewinne der Banken jetzt zusätzlich über eine zusätzliche Besteuerung abgeschöpft werden sollen, ist eine politische Entscheidung. Aber die Regierung solle sich besser nicht zu schnell bereichern, lautet das Fazit von De Tijd.
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