Über 27.000 Menschen sterben in Belgien laut Angaben der Kardiologie-Liga jedes Jahr an den Folgen von Herz- und Gefäßerkrankungen. Grund genug für die Liga, diese Erkrankungen auf eine Stufe zu stellen mit beispielsweise Krebs und Diabetes und einen entsprechenden Aktionsplan zu ihrer Bekämpfung zu fordern.
Zurückzuführen ist die Entstehung von Herz- und Gefäßerkrankungen auf viele verschiedene Faktoren. Manche davon wiegen schwerer als andere und manche sind variabel, während andere feststehen, also nicht beeinflusst werden können. Zu den Faktoren, auf die wir keinen Einfluss haben, gehören zum Beispiel unser Alter, Geschlecht oder auch bestimmte genetische Veranlagungen.
Übergewicht und Rauchen
Bei den variablen Faktoren sieht es dagegen ganz anders aus, für sie sind wir so gut wie vollständig selbst verantwortlich, wie auch Agnès Pasquet im Interview mit der RTBF unterstreicht. Sie ist Kardiologin und Klinikchefin an der UCLouvain. Viele Belgier kümmerten sich einfach nicht ausreichend um ihren Körper und damit ihre Gesundheit. Fast 50 Prozent der belgischen Bevölkerung habe Übergewicht, bei 30 Prozent müsse man sogar einfach von Fettleibigkeit sprechen.
Neben der Ernährung gibt es aber noch weitere schlechte Angewohnheiten, um nicht zu sagen Laster: 15 Prozent der Patienten rauchten noch immer, beklagt die Ärztin. Und obendrauf käme dann noch zu wenig Bewegung. Fast 40 Prozent der Bevölkerung sei weniger aktiv als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.
Was die Ernährung angeht, sieht die Kardiologin unter anderem gesellschaftliche Entwicklungen in der Verantwortung: Die Ernährungsweise habe sich stark verändert, so wie der Lebensstil insgesamt. Die Menschen konsumierten immer mehr Fertiggerichte, also eigentlich Junkfood, anstatt selbst zu kochen. Das wiederum bedeute zu viel ungesunde Fette und vor allem auch zu wenig Obst und Gemüse. Und auch Alkohol sei nicht gut in puncto Begünstigung von Herz- und Gefäßkrankheiten.
Ein weiterer Risikofaktor ist unzureichender beziehungsweise schlechter Schlaf. Das wirke sich negativ auf die Gesundheit aus und erhöhe das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten.
Sitzender Lebensstil
Die Evolution unserer Arbeits- und Freizeitgewohnheiten macht sich aber auch noch an anderer Stelle bemerkbar: Wir sitzen und liegen einfach viel zu viel. Diese schlechten Angewohnheiten begännen oft schon in jungen Jahren und würden dann natürlich auch beibehalten bis ins Erwachsenenalter, warnt Pasquet.
Das Herz sei ja letztlich eine Pumpe. Und wie bei Pumpen müsse man aufpassen, die Leitungen nicht zu verstopfen oder zu verengen, zum Beispiel durch zu viel Cholesterin.
Das Herz sei ja aber auch ein Muskel. Und wie alle Muskeln, also zum Beispiel die in Armen und Beinen, müsse auch dieser Muskel regelmäßig trainiert werden. Und das mache man eben über körperliche Aktivitäten.
Warnzeichen
Es gebe verschiedene Warnzeichen, dass das Herz nicht unbedingt so funktioniere wie vorgesehen, führt die Kardiologin weiter aus, das hänge auch immer etwas von den Umständen ab.
Zu den ersten Alarmsignalen gehöre ungewöhnliche Atemlosigkeit beziehungsweise Atemnot. Sprich nicht nur bei großen körperlichen Anstrengungen, sondern auch immer mehr bei Alltagsaktivitäten.
Menschen, die so etwas feststellten, sollten besser mit ihrem Hausarzt darüber sprechen, damit der der Sache auf den Grund gehen und Empfehlungen machen könne.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Kardiologie-Liga auf Französisch und auf Niederländisch. Dort stellt die Kardiologie-Liga dieses Jahr auch einen Rechner bereit. Damit können Interessierte ab 40 Jahren das Alter ihres Herzens berechnen und entsprechende Gesundheitstipps bekommen.
An den Informationstagen nimmt auch die Klinik St. Josef in St. Vith teil, weitere Informationen hierzu gibt es unter www.klinik.be.
Boris Schmidt
Gibt es in Belgien nur 2 Landessprachen. ? Oder nur Respektlos