Um mit seinem Job zumindest halbwegs zufrieden zu sein, muss natürlich eine ganze Reihe von Faktoren stimmen. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt dabei ist aber das psychologische Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Dieses psychologische Wohlbefinden leidet zum Beispiel massiv, durch sexuelle Belästigung, Sexismus, Rassismus, Mobbing oder Diskriminierung. Neben diesen offensichtlichen und gezielten Aggressionen gibt es aber auch noch die sogenannten Mikroaggressionen.
Mikroaggressionen sind kleine, alltägliche Bemerkungen, erklärt Delia Mensitieri im Interview mit Radio Eén. Die Forscherin an der Universität Gent hat die erste Untersuchung über Mikroaggressionen in Betrieben und Organisationen durchgeführt. Diese Untersuchung ist am Donnerstag auch in der Zeitschrift "Trends" erschienen.
Diese Bemerkungen signalisierten dem Empfänger, dass er oder sie irgendwie fehl am Platz ist – und zwar aufgrund einer Identität oder Gruppenzugehörigkeit. Im Gegensatz zu Mobbing und Diskriminierung passierten Mikroaggressionen oft unbeabsichtigt, also in eigentlich guter Absicht oder aus Unwissenheit.
Beispiele
Zum besseren Verständnis ein paar konkrete Beispiele: Einer Person mit Migrationshintergrund sagen, dass sie die Landessprache so gut spricht, dass sie fast als einheimische durchgehen könnte; einer Lehrerin mit Kopftuch das Kompliment machen, dass sie ja ganz nett sei für eine Muslimin; einem älteren Kollegen eine bestimmte Aufgabe abnehmen, weil er nicht so fit ist mit Internet und Computern.
All diese Personen werden – wenn auch vielleicht unbewusst – aufgrund von etwa Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Alter nicht ganz akzeptiert oder ausgegrenzt.
Gefühl der Unzulänglichkeit
Das Problem sei, dass die Betroffenen solche Bemerkungen wieder und wieder hörten. Das könne ein Gefühl der Unzulänglichkeit auslösen, des Nicht-gut-genug-seins, und dazu führen, dass die Betroffenen sich immer stärker beweisen wollten. Der Druck und der Stress bei der Arbeit würden also immer größer.
Eine andere mögliche Reaktion sei, sich vollkommen zu verstellen, also permanent eine Rolle zu spielen, um ja nicht anzuecken. Auch das könne auf Dauer extrem ermüdend sein. Die Betroffenen könnten Depressionen oder Angstgefühle bekommen, einen hohen Blutdruck oder selbst regelrechte psychologische Traumata.
Am Ende verließen viele dieser Menschen sogar den Betrieb oder die Organisation. 60 Prozent der Personen beispielsweise, die bei der Studie mitgemacht hätten, hätten letztlich ihre Stelle gekündigt.
Daneben gibt es aber auch noch ein anderes Phänomen: Arbeitnehmer, die unter Mikroaggressionen litten, ihre Organisation aber nicht verließen, neigten nach eigenen Angaben oft dazu, ihre Arbeit bewusst zu sabotieren, weil sie sich unfair behandelt fühlten. Das könne beispielsweise die Form annehmen, nur noch das absolut notwendige Minimum zu arbeiten oder die Arbeitszeit mit anderen Dingen zu verbringen.
Sensibilisierung
Etwas gegen Mikroaggressionen zu unternehmen sei also zwar im ureigensten Interesse der Arbeitgeber, aber gar nicht so einfach, so Mensitieri. Das Ansprechen solcher Probleme könne unter Umständen zu Konflikten mit Kollegen führen und zu Vorwürfen, wie dass man ja gar nichts mehr sagen dürfe, dass es doch nur ein harmloser Spaß gewesen sei, dass man sich nicht so anstellen solle und ähnliches. Da helfe letztlich nur Aufklärung und Sensibilisierung.
Die Organisationen selbst müssten vor allem für eine Umgebung sorgen, in der sich Arbeitnehmer sicher genug fühlten, um solche Probleme überhaupt anzusprechen. Und natürlich müssten solche Fälle dann auch ernst genommen werden.
Boris Schmidt
Das soll ein Problem sein ? Hier versuchen ein paar überstudierte Schlauberger mal wieder ein Problem mit dazugehörigen Opfern künstlich zu konstruieren.Die wollen wahrscheinlich staatliche Förderung bekommen, weil normale Erwerbstätigkeit zu anstrengend ist.Sogenannte Mikroagressionen sind Teil der täglichen Kommunikation zwischen Menschen und nicht verboten.So etwas zu unterbinden, ist nichts anderes als Zensur durch die Hintertür bzw eine Einschränkung der Freiheit.
Und was kommt als nächstes ? In jedem ein potentielles Opfer zu sehen, der einen bestimmten Akzent hat ?
Herr Scholzen,
es geht in diesem Artikel letztendlich um Unachtsamkeit bzw. unsensible Achtsamkeit.
Ich denke, dass die ehrliche und wohlwollende Beschäftigung mit diesem Thema manches Betriebsklima und das gesellschaftliche Leben im kleinen und großen Rahmen nur verbessern kann.
Das vermeintliche Recht auf Unachtsamkeit im Namen der Freiheit auszuleben, macht nicht glücklich, denn mangelnde Empathie schlägt auf uns zurück und ist wahrscheinlich das größte gesellschaftliche Problem überhaupt.
Ich denke, man kann auch alles übertreiben. Wenn man sich jeden Satz hundert mal überlegen muss, sagt keiner mehr etwas zu den angesprochenen Kollegen. Dann wäre es auch nicht gut, würde es doch als Nichtbeachtung oder sonst etwas bewertet.
Die wahren Ursachen dieser abartigen Umgangsformen liegen in der vom Staat geförderten Wirtschaftsdiktat des 'Konkurenz-Denkens', besonders auch bei Firmen die keine Produkte (auf die man stolz sein kann) sondern nur Service verkaufen. Die Leute werden strategisch bewust aufeinander gehetzt um sie zum über alles erhobenen Kredo der Maximalrendite zu treiben... So kommt es dann auch dass die Arbeitnehmer diese Umgangsformen auch in ihre Familien tragen, und ihre Kinder infiziert und mangels besseren Beispiels weiter in ihr zukünftiges Berufsleben als Standartverhalten einbringen... Ein Schwanzbeisser mit fatale Auswirkungen... Derzeit erleben ja viele Bankkunden des BATOPIN Verbundes, ähnliche Mikro/Makro-Agressionen durch die Filialmitarbeiter und -manger, die sich Rückradlos zum Arbeitsvertragsbruch anstiften lassen, von ihren Oberen, auf Basis einer solchen Retorik, um einen organsierten Raubzug gegen die Kunden zu fahren !