Es sind zwei großangelegte Studien aus Kanada und Schweden, die am Bild des unfehlbaren Chirurgen kratzen. In Kanada haben Wissenschaftler die Daten von rund einer Million Operationen ausgewertet, allesamt Routineeingriffe. Innerhalb eines Jahres nach dem Eingriff traten bei rund 25 Prozent der Patienten, die von einem Mann operiert wurden, ernste Komplikationen auf. Das Spektrum reicht von nicht vorgesehenen Nachbehandlungen bis hin zum Tod des Patienten. Bei den OPs, die von Frauen vorgenommen wurden, gab es nur in 20 Prozent Komplikationen.
Etwas weniger deutlich ist der Unterschied, den schwedische Wissenschaftler festgestellt haben. Die Auswertung stützt sich auf 150.000 Operationen. Bei denen handelte es sich anders als in Kanada nicht um Routineeingriffe, sondern um weniger häufig durchgeführte Eingriffe an der Gallenblase. Bei jedem zehnten Patienten, den ein Mann operiert hatte, traten Komplikationen auf, aber nur bei jedem neunten Patienten, den eine Frau operiert hatte.
Eine Begründung für diesen offensichtlichen Unterschied zwischen Chirurgen und Chirurginnen geben die Autoren der beiden Studien nicht. Was könnte also dahinter stecken?
Professor Isabelle Van Herzeele leitet die Abteilung für Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum von Gent. In ihrem Team sind Frauen mit sieben zu drei sogar in der Überzahl. Ihrer Erfahrung nach nehmen sich Frauen mehr Zeit am OP-Tisch und legen mehr Wert auf Sicherheit. Das könnte ein Grund dafür sein, dass Frauen bessere Resultate abliefern als ihre männlichen Kollegen.
Arbeiten Frauen also tatsächlich sorgfältiger und gründlicher? Die Studie aus Schweden legt das zumindest nahe, denn Operationen von Chirurginnen dauern im Schnitt länger als die ihrer männlichen Kollegen. Frauen halten sich zudem eher an die Richtlinien, auch das zeigt die schwedische Studie, und Frauen raten seltener zu Operationen. Bei der Entscheidung, ob sie eine OP empfehlen, gehen sie patientenzentriert vor, das heißt, im Mittelpunkt steht, was der Patient will.
Am OP-Tisch gelten Frauen außerdem als teamfähiger. Eine Schlüsselrolle kommt der Kommunikation zu, erklärt Isabelle von Herzeele. Die Art, wie man als Chirurg mit den Pflegern und dem Anästhesisten kommuniziert, kann Einfluss auf den Erfolg einer OP haben. Das Gleiche gilt für die Beziehung zwischen Chirurg und Patient. Je besser der Patient informiert ist, desto besser kann er sich auf alles einstellen.
Dass die Chirurgie trotzdem nach wie vor eine Männerdomäne ist, könnte paradoxerweise ebenfalls dazu beitragen, dass Frauen bessere Ergebnisse liefern. Denn oft operieren junge Ärztinnen unter der Aufsicht von älteren, erfahrenen, männlichen Kollegen, und das hilft, Fehler zu vermeiden.
Der Anteil an Ärztinnen und auch an Chirurginnen wächst. Zwar sei in einigen Köpfen immer noch das Bild vom alten weißen Mann vorherrschend, so Isabelle Van Herzeele, doch komme allmählich auch mehr Diversität in der Chirurgie an - zum Wohle der Patienten.
vrt/jamasurgery/sh
...und wieder werden Frauen gegen Männer und Männer gegen Frauen gehetzt... auf Basis fadenscheinlicher Erklärungen. Die erste Ursache, die man nicht ansprechen will, ist das 'ökonomisch professionelle Hamsterrad' in das diese Berufsgruppe gezwungen ist/wird. Wenn man das nicht als erstes mal abstellt, zum Wohle des Patienten, sind solche sogenannten Studien reine Beihelfer der dahinter betriebene auf die Börsen schielende Ausbeuterein im und des Gesundheitssektor !