360.000 Alkoholtests innerhalb von drei Monaten: Eine beeindruckende Zahl. Und ein gewaltiger Aufwand. 360.000-mal dieselbe Prozedur. Die beschränkt sich oft nicht auf ein, zwei Minuten. Man hat nämlich das Recht, eine Wartezeit von einer Viertelstunde in Anspruch zu nehmen, bevor man ins Röhrchen pustet.
Das als eine Art Zugeständnis an diejenigen, die gerade erst, also kurz vor der Kontrolle, noch ein Glas getrunken haben. Durch die Wartezeit soll vermieden werden, dass die Alkoholrückstände, die sich noch im Mund- und Rachenbereich befinden, das Ergebnis des Tests verfälschen können.
Nun im Winter, bei der nächsten Bob-Kampagne, wird es diese Wartezeit nicht mehr geben. Und das nicht etwa, weil man mehr Alkoholsünder überführen will, sondern schlicht und einfach, "weil das nicht mehr nötig sein wird, um ein verlässliches Ergebnis zu bekommen", sagte der föderale Mobilitätsminister Georges Gilkinet in der RTBF.
Die Technik sei nämlich verbessert worden. Und das habe zum Beispiel auch zur Folge, dass man nicht mehr so viel bzw. so lange in das Gerät blasen müsse wie bisher.
Neue Software
Belinda Demattia vom wallonischen Institut für Straßenverkehrssicherheit AWSR wird präziser: "Die Alkoholtestgeräte können jetzt unterscheiden zwischen dem Alkoholgehalt in der Atemluft und möglichen Alkoholrückständen im Mund. Und wer die Wartezeit in Anspruch nehmen wolle in der Hoffnung, dass ihm die 15 Minuten helfen werden, um in den grünen Bereich zu kommen, nun, das sei Wunschdenken: Um ein Glas abzubauen, braucht der Körper bis zu anderthalb Stunden.
Und diese neuen Apparate werden schnell einsatzbereit sein: Sehr schnell, denn es sind die alten. Konkret: Die Polizei muss jetzt nicht tausende neue Alkoholtestgeräte anschaffen. Vielmehr muss einfach nur eine neue Software aufgespielt werden. Ohnehin werde das Material in regelmäßigen Abständen einer technischen Prüfung unterzogen, sagt Mobilitätsminister Georges Gilkinet. Nun, bei der Gelegenheit werde man dann also das neue Programm auf den Geräten installieren.
Einfacher und schneller
Und dieses Software-Update werde also dazu führen, dass die Geräte effizienter werden bei gleichbleibend verlässlichen Ergebnissen, denn das sei natürlich auch wichtig für die kontrollierten Verkehrsteilnehmer.
Und eben aus all diesen Gründen werden die Tests also künftig einfacher und schneller, sagt Belinda Demattia vom wallonischen Institut für Straßenverkehrssicherheit. Erstmal fällt ja die Wartezeit weg. Allein das werde die Arbeit der Ordnungskräfte wesentlich erleichtern. Denn, wenn mehr als zwei Leute auf einmal eine Wartezeit in Anspruch nehmen wollten, dann wurde es ja schon richtig kompliziert.
Und, weil die Geräte bald sensibler sein werden, muss man auch nicht mehr so kräftig hineinblasen, was dazu führen wird, dass den Menschen, die nicht so bei Puste sind, eine Blutprobe erspart bleibt.
Mehr Kontrollen
Heißt also: Die neue Technik wird es wohl erlauben, die Zahl der durchgeführten Kontrollen nochmal deutlich zu erhöhen, ist die Sprecherin überzeugt. Und das nicht etwa, um die Menschen zu schikanieren, sondern weil übermäßiger Alkoholkonsum weiterhin einer der drei großen Killer auf belgischen Straßen ist, betont Mobilitätsminister Gilkinet.
Im ersten Halbjahr wurden 2.000 Unfälle mit Toten oder Verletzten gezählt, bei denen Alkohol am Steuer im Spiel war. Das entspricht rund zehn Prozent aller Unfälle.
Jetzt gelte es jedenfalls nur noch Formalitäten aus der Welt zu schaffen, sagt der Ecolo-Politiker: Nach dem Justiz- und der Innenministerin müssen jetzt noch die Regionen grünes Licht geben. Und er sei zuversichtlich, dass die neue Technik dann tatsächlich schon Ende des Jahres bei der nächsten Bob-Kampagne zum Einsatz kommen könne.
Roger Pint