Einfarbig oder bunt, gestreift, mit exotischen Mustern, dick, dünn, flach, aus Baumwolle oder Kunststoff, elastisch oder fest – bei Schnüren, Kordeln und Bändern an Kleidung sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Und längst nicht alle müssen einen praktischen Nutzen haben, denn oft handelt es sich einfach um schmückende Dekoration, um ein Kleidungsstück interessanter oder ansprechender zu machen. Und da haben wir noch nicht einmal über die Verschlüsse gesprochen, die ebenfalls in einer sehr großen Vielfalt existieren. Aber längst nicht alles, was hübsch aussieht, ist leider auch ungefährlich, betont Etienne Mignolet vom FÖD Wirtschaft.
Zu lange Bänder oder zu weite Schleifen seien das Hauptproblem, so Mignolet gegenüber der RTBF. So wie man sie etwa häufig im Halsbereich von Kapuzenpullovern finde. Denn mit ihnen können sich Kinder an allen möglichen Gegenständen verfangen, zum Beispiel auf Spielplätzen auf Rutschbahnen. Aber auch unterwegs heißt es aufpassen: Bänder und Schleifen können sich auch etwa in den Türen von Bussen und anderen Verkehrsmitteln verfangen oder auch in den Speichen von Fahrrädern. Sie können sich auch in Rolltreppen, in Aufzugtüren oder sogar Skiliften verhaken.
Das kann dann schnell potenziell schlimme Folgen haben, pflichtet Lien Meurisse vom FÖD gegenüber der VRT ihrem Kollegen bei. Die Kinder könnten mitgeschleift, eingequetscht, gewürgt und ernsthaft verletzt werden. Es habe sogar schon Unfälle mit tödlichem Ausgang gegeben, auch wenn diese nicht systematisch erfasst würden, warnt Mignolet.
Die Gefahr betrifft im Übrigen nicht nur Schnüre und Bänder im Halsbereich: Auch Trainingshosen, Shorts, Badehosen, Schlafanzüge und Kleider mit zu langen Kordeln können sich leicht irgendwo verfangen. Und auch Endstücke wie Kordelstopper aus Hartplastik können zu gefährlichen Geschossen werden. Wenn die Stopper nämlich nicht fest mit dem Stoff der Kleidung verbunden sind und an einem elastischen Band hängen, können sie Kindern ins Gesicht schlagen beziehungsweise in die Augen.
Es gibt also diverse Gefahrenquellen an Kinderkleidung. Dabei gibt es eigentlich sogar eine europäische Norm, um so etwas zu vermeiden. Aber weil es kein einheitliches Konformitätslabel gibt, wie etwa bei Spielzeug, ist es für Käufer viel schwieriger, unbedenkliche Kinderkleidung zu erkennen. Es gehe auch nicht darum, jetzt Panik zu schüren, so Mignolet, sondern darum, Eltern für mögliche Risiken zu sensibilisieren, die sie bisher eben vielleicht nicht auf dem Schirm gehabt hätten.
Bei Kleidung für Kinder unter sieben Jahren sind Bänder und so weiter im Bereich von Hals und Kopf grundsätzlich nicht erlaubt, unterstreicht Meurisse. An Hosen und ähnlichem sind Bänder nur erlaubt, wenn sie kurz genug sind, um keine Gefahr darzustellen.
Bei Kleidung für sieben- bis 14-Jährige sind Kordeln zwar erlaubt, allerdings dürfen sie nicht zu lang sein und müssen so fixiert sein, dass sie nicht auf einer Seite herausgezogen werden können. Und ganz grundsätzlich gilt: Kleidung für Kinder sollte nie zu groß oder zu weit gekauft werden. Denn je schlechter Kleidung sitzt, desto größer logischerweise die Gefahr, damit irgendwo hängenzubleiben und sich zu verletzen.
Boris Schmidt