ING, KBC, BNP Parisbas Fortis und Beobank – so heißen die großen Banken, die gerade ihre Zinsen auf Sparbücher angehoben haben. Sie folgen damit dem Beispiel von der Belfius-Bank, die schon vor einem Monat die Sparzinsen erhöht hatte.
Damit haben jetzt alle großen Banken in Belgien reagiert. Nämlich auf das, was die Europäische Zentralbank EZB seit gut einem Jahr vormacht: Die Zinsen wieder steigen lassen.
Was bei der EZB angesichts der hohen Inflation ziemlich schnell erfolgte, läuft bei den Banken dagegen viel langsamer ab. Während die EZB am Mittwoch ihren Zinssatz von bisher vier auf dann 4,25 Prozent nochmal erhöhen wird, bleiben die Zinssätze der Banken auf einem – im Vergleich – sehr bescheidenen Niveau.
Fehlende Konkurrenz
Das sagt nicht nur ein Blick auf die Zahlen der Banken. Sondern das sagte auch bei der VRT der Finanzökonom Professor Hans Degryse von der Universität Löwen. "Beschränkt" sei die Zinserhöhung der belgischen Banken.
Dafür gebe es mehrere Gründe, so der Experte. Der wohl wichtigste sei die fehlende Konkurrenz zwischen den großen Banken. Als Beweis dafür könne ein Blick auf die kleineren Banken dienen, sagte er. Wie zum Beispiel Santander. Bei einigen dieser kleinen Banken könne man Sparzinsen von über zwei Prozent finden.
Auf über zwei Prozent Sparzinsen kommt mit der Erhöhung von Dienstag als einzige der großen Banken nur ING. Das rechnet die Zeitung "Le Soir" vor. Allerdings trifft das nicht auf alle Sparer zu.
Wie auch bei allen anderen Banken verhält es sich mit dem Sparzins bei belgischen Banken nämlich etwas kompliziert. Sie setzen sich aus einem Basiszins und einer Treueprämie zusammen. Die Treueprämie bekommt man nur auf das Geld, das ein ganzes Jahr auf dem Sparkonto liegt.
Kompliziertes System
Im Detail ist das manchmal tatsächlich so kompliziert für den Kunden zu verstehen, dass die Verbraucherschutzorganisation Test Achats fordert, dieses System der Treueprämien abzuschaffen. Um alles verständlicher und transparenter für den Kunden zu machen. Das ist aber zurzeit nur Wunschdenken.
Aktuell muss man sich als Sparer wohl weiter mit dem relativ komplizierten System zufriedengeben. Genauso wie mit ziemlich bescheidenen Zinsen bei Sparbüchern.
Staatsanleihen
Wem das bei seiner aktuellen Bank zu wenig ist, dem rät Finanzökonom Degryse, sich umzuschauen bei anderen Banken, ob die nicht eventuell bessere Konditionen hätten. Die Zeitung Le Soir gibt noch den Ratschlag, auf jeden Fall bei seinem Bankberater anzurufen. Bei ihm könne man fragen, ob es zurzeit nicht bessere Anlagemöglichkeiten gibt, als das aktuelle Sparbuch.
Und außerdem könne es sich durchaus lohnen, bis Ende des Monats zu warten. Dann sollen die Staatsanleihen herauskommen, mit denen die Regierung lockt. Neben einer Steuervergünstigung sollen diese Staatsanleihen einen besseren Zinssatz bieten als die Banken. Bislang sind – laut "Le Soir" – 2,7 Prozent im Gespräch.
Kay Wagner