Irgendwie beängstigend, was sich da derzeit in Flandern abspielt. Nicht zu übersehen, wie da bei Politik und Medien die Nerven blank liegen, man kann förmlich spüren, wie sehr man da auf Eiern läuft.
Ein Blick in die Internet-Foren reicht jedenfalls, um zu beobachten, wie sich da Hardliner und Gemäßigte derzeit eine wahre Schlammschlacht liefern.
Das Kind beim Namen genannt hat heute Bart Sturtewagen, Chefredakteur der renommierten Tageszeitung "De Standaard". In einem bemerkenswerten Kommentar beklagt Sturtewagen die immer drastischere Polarisierung auch innerhalb Flanderns.
Und stellt eine fast schon schicksalhafte Frage: "Hat es sich vor 20 Jahren in Jugoslawien genauso angefühlt? Nämlich: dass es fast schon zu einem Ding der Unmöglichkeit wird, eine vernünftige gesellschaftliche Debatte zu führen?"
Das verbotene Wort ist gefallen. "Jugoslawien". Das sei aber weniger eine Zukunftsvision, stellt Sturtewagen im BRF klar, vielmehr eine bewusste Provokation. Dennoch stelle er sich die Frage, wie es möglich sei, dass ein Prozess in Gang komme, bei dem plötzlich unter Nachbarn oder Freunden, sogar in Familien, nur noch erbittert gestritten wird.
Zwei Lager kristallisierten sich heraus, sagt Sturtewagen: die Sympathisanten von Bart De Wever, also nicht nur seine Wähler, sondern auch jene, die dem N-VA-Chef Vertrauen schenken, und dann eben die, die zwar auch Veränderung wollen, die aber nicht die Sache so auf die Spitze treiben wollen, dass das Land am Ende auseinanderfällt.
"Guter Flame, schlechter Flame". Diese Polarisierung gibt es längst. Doch werde sie jetzt auf die Spitze getrieben, meint Sturtewagen. Und das bekomme beispielsweise auch seine Zeitung zu spüren. Von beiden Seiten werde man massiv unter Beschuss genommen: Die einen werfen der Zeitung vor, der Lautsprecher von De Wever zu sein. Die Flämischgesinnten unterstellen ihrerseits, "De Standaard" schwäche die flämische Position.
Und die Mitte wird ausgeblendet. Da liegt das Problem: Man könne fast keine differenzierte Meinung mehr haben, weil man gleich von der einen oder anderen Seite des Verrats bezichtigt werde, sagt Bart Sturtewagen. Für die Demokratie, die Streitkultur sei das gefährlich, weil man einfach aus der Diskussion ausgeschlossen werde.
Ein ganzes Land läuft also inzwischen heiß. Und das sorgt inzwischen auch im Parlament für Sorgenfalten. Kammer und Senat erwägen jedenfalls die Schaffung neuer Sicherheitsvorrichtungen. Nach dem Motto: Man weiß ja nie, es könnte immer mal ein Verrückter zuschlagen.
Bild: belga
Ich will keinen Bürgerkrieg. Wenn jeder über das Leben nachdenkt, dann ist alles relativ. Wir sind vor allem Menschen. Aber wenn wir nicht übereinstimmen, dann gibt es keine andere Lösung, als sich zu teilen. Ohne Bürgerkrieg bitte.
Wie wäre es denn, wenn die von mündigen Bürgern gewählten Politiker mal regieren würden und sich dann um die ach so wichtigen Sprachenprobleme (anders steckt doch nichts dahinter) kümmern würden. Dann sähen die mündigen Wähler ja, was die gewählten letztendlich können und was nicht. Das Einzige wads sie bis jetzt erreicht haben, ist Hass zwischen Flamen und Wallonen zu schüren!