"Der König ist gestern an einem Herzstillstand gestorben." Mit diesen Worten wurden die frankophonen Belgier am 1. August 1993 frühmorgens von den Nachrichten der RTBF begrüßt. Es war ein Schock nicht nur für sie. Sein Tod war nicht erwartet worden.
König Baudouin befand sich am 31. Juli 1993 in Spanien. Zusammen mit Königin Fabiola verbrachte er wie gewöhnlich den Sommerurlaub in seiner Residenz am Küstenort Mortil, rund 70 Kilometer südlich von Granada. Er war wohl allein, als er abends beim Lesen im Freien einen Herzinfarkt erlitt. Der schnell herbeigerufene Arzt konnte nichts mehr machen. Noch vor Mitternacht erreichte die Nachricht die belgische Politik und stürzte das Land tags darauf in tiefe Trauer.
42 Jahre war Baudouin König gewesen. Überraschend hatte er die Würde 1951 mit gerade einmal 20 Jahren von seinem Vater Leopold III. übernommen. Leopold war stark in die Kritik geraten in einer ausufernden Debatte um seine Rolle während des Dritten Reiches. Daraufhin dankte Leopold ab.
Populärer König
Zunächst noch ziemlich steif bei seinem Eid wuchs der junge Baudouin schnell in seine Rolle hinein. "Er war ein sehr populärer König, sehr beliebt. Sehr human und hatte ein offenes Ohr für die Leiden anderer Menschen", sagte Vincent Dujardin von der Universität Löwen Montagmorgen im Radio der RTBF. Durch dieses Verhalten gab Baudouin der Monarchie ein neues, ein volksnahes Gesicht, wertet Dujardin.
Daran änderte sich auch nichts, als Baudouin 1960 die zwei Jahre ältere Spanierin Fabiola de Mora y Aragon heiratete. Neben dieser Popularität beim Volk seien es daneben zwei weitere Ereignisse, die besonders im Gedenken an Baudouin hervortreten würden.

Als wichtigstes Ereignis wertet Historiker Dujardin dabei den Willen Baudouins, die damalige Kolonie Kongo in die Unabhängigkeit zu entlassen. Das sei ihm sehr wichtig gewesen, sagt wörtlich Dujardin. Vor allem nach seiner Reise in den Kongo 1955. Und deshalb seien die Worte, mit denen Baudouin im Januar 1959 diese Unabhängigkeit gefordert habe, wohl die wichtigste politische Geste seiner Regierungszeit.
Liberalisierung der Abtreibung
Als zweites prägendes Ereignis bleibt die Weigerung Baudouins in Erinnerung, 1990 ein neues Gesetz zu unterzeichnen, durch das die Abtreibung liberalisiert werden sollte. So eine Weigerung des Königs hatte es zuvor nie gegeben. Er begründete das mit seiner christlichen Überzeugung und dem Willen, das Leben eines jeden Kindes schützen zu wollen – nach und vor seiner Geburt. Der Beliebtheit des Königs tat diese klare und ungewöhnlich deutliche Positionierung in einer ethisch-politischen Frage keinen Abbruch.
Als die Nachricht vom Tod des Königs die Belgier erreichte, strömten Tausende zum Palast in Brüssel, trugen sich in Kondolenzbücher ein, brachten Blumen und Kerzen an die Pforten des Palastes. Und auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft äußerten sich damals viele Bürger positiv über den verstorbenen König. Nach seinem Tod wurde eine achttägige Staatstrauer angeordnet. Das Begräbnis fand eine Woche nach Baudouins Tod in Brüssel statt.
Krypta am Montag geöffnet
Der Palast öffnet Montagnachmittag die königliche Krypta in der Kirche Note Dame in Laeken für das breite Publikum. Zwischen 14 und 17 Uhr haben Bürger die Gelegenheit, sich vor dem Grab von Baudouin an den König zu erinnern.
König Philippe bei Gedenkfeier für Baudouin in Spanien
König Philippe nimmt am Montagabend an der Gedenkfeier für König Baudouin im spanischen Motril teil. Der König wird dort unter anderem einen Blumenkranz an der Statue von König Baudouin niederlegen und die neue Gedenkstätte in der Villa Astrida besuchen.
Villa Astrida ist das Ferienhaus, in dem Baudouin starb. Anschließend nimmt er an einem Gottesdienst teil.
belga/kaw/vk
Geschah Baudouins Verwicklung in die Ermordung Lumumba's auch aus "christliche Überzeugung" ? Oder was waren die Beweggründe ?