Am Freitag um 12 Uhr läuft die Frist aus. Wenn die Chefetage von Ryanair sich bis dahin nicht zu Verhandlungen bereit erklärt, wollen die Piloten von Ryanair in Belgien streiken. Zunächst nur an einem Wochenende - vom 15. und 16. Juli. Doch wenn nötig auch noch an weiteren Tagen. "Wenn sich nach dem Streik nichts ändert, dann kann es gut sein, dass es in der Zukunft weitere Streiks geben wird. Mit dem 16. Juli wird es nicht aufhören, wenn Ryanair bis dahin nicht bereit ist, sich an den Verhandlungstisch zu setzen", kündigte Hans Elsen von der christlichen Gewerkschaft ACV am Dienstagmittag bei der VRT an.
Bei den Verhandlungen mit Ryanair soll es vor allem um drei Punkte gehen. Den Ausschlag für die Streikandrohung hat die Forderung von Ryanair gegeben, dass sich die Arbeitszeit der Piloten ab Oktober verlängern soll. Dabei gibt es eine Einigung zwischen Ryanair und den Piloten, bis Oktober kommenden Jahres nichts an den Arbeitszeiten zu ändern.
Zweiter und seit langem für Unmut sorgender Punkt: Die Löhne der Piloten. 2020 hatten die Piloten auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichtet, um es der Fluggesellschaft zu ermöglichen, möglichst gut durch die Flaute wegen der Corona-Pandemie zu kommen. Mittlerweile schreibt Ryanair wieder schwarze Zahlen. Zuletzt wurden 1,8 Milliarden Euro Gewinn verbucht.
In Belgien nichts an Gehältern getan
Bei den belgischen Piloten von Ryanair tat sich an den Gehältern aber nichts. Auch nicht aufgrund der hohen Inflation im vergangenen Jahr. "Alle Unternehmen in Belgien haben die Gehälter an den Index angepasst. Nur ein Unternehmen nicht. Das ist problematisch. Ryanair passt die Gehälter nicht an, aber keiner unternimmt etwas dagegen. Wenn keiner etwas unternimmt, dann bleibt uns nur die Möglichkeit zu streiken, um Ryanair umzustimmen", sagt Didier Lebbe vom frankophonen Zweig der christlichen Gewerkschaft CNE.
Dann ist da noch die Forderung von Ryanair an 50 der 180 Piloten in Belgien, ihre Klagen gegen das Unternehmen beim Arbeitsgericht des Hennegau zurückzuziehen. Das sei illegal, sagt Gewerkschafter Lebbe. Denn gegen seinen Arbeitgeber zu klagen sei ein Recht jedes Arbeitnehmers.
Die Streikdrohung werde übrigens von der großen Mehrheit der Piloten mitgetragen, sagt Lebbe der RTBF.
Sollte es wirklich zum Streik kommen, könnte das die irische Billigfluggesellschaft in Belgien durchaus empfindlich treffen. Die Buchungen für diesen Sommer liefen so gut, dass Ryanair sogar zusätzliche Flugzeuge geordert habe, sagt Gewerkschafter Elsen. In Belgien hat Ryanair zurzeit nur am Flughafen Charleroi eigene Flugzeuge stationiert.
Auf die Berichterstattung des BRF reagierte Ryanair mit folgender Stellungnahme an die Redaktion: Ryanair hat umfassende Tarifverträge, die für alle Piloten in ganz Europa gelten, und wir konnten die Tarifverträge mit allen Pilotengewerkschaften in ganz Europa erneuern. Streikdrohungen sind nicht nur schlecht für die Piloten, die Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, sondern auch für die Kunden und letztlich für die Investitionen in Belgien. Ryanair ist bereit, konstruktive Verhandlungen mit den belgischen Pilotengewerkschaften zu führen, um eine Einigung zu erzielen, wie wir es in allen anderen Ländern, in denen Ryanair tätig ist, erfolgreich getan haben.
Kay Wagner