Gewohnt staatstragend und mit langen Pausen begann König Albert II. nach der Nationalhymne an diesem 3. Juli 2013 um 18 Uhr seine Ansprache. "Ich bin gefühlsmäßig aufgewühlt in diesem Moment, in dem ich mich heute an jede Einzelne und jeden Einzelnen von Ihnen wende."
Und sofort kommt er auf den Grund seiner Rede zu sprechen. Ruft sein Alter in Erinnerung: Ich befinde mich in meinem 80. Lebensjahr, sagt der 79-jährige König. Damit sei er so alt, wie noch nie ein König der Belgier in seinem Amt gewesen sei.
Doch er müsse feststellen, dass dieses Alter und seine Gesundheit es ihm nicht mehr erlauben würden, die Aufgaben eines Königs in vollem Umfang und so wahrzunehmen, wie es das Amt von ihm verlange.
Der Respekt gegenüber den Belgiern und den Institutionen des Landes gebiete es ihm, folgende Entscheidung zu treffen: "Nach 20 Jahren Regierungszeit halte ich die Zeit für gekommen, den Stab an die nächste Generation weiterzureichen."
Völlig überraschend kommt dieser Schritt nicht. Schon seit geraumer Zeit wurde damals immer mal wieder darüber spekuliert, dass Albert II. seiner Regentschaft frühzeitig ein Ende setzen könnte. Oder sogar sollte.
Uneheliche Tochter
In Flandern hatten sich die Stimmen gemehrt, die grundsätzlich die Abschaffung der Monarchie forderten. Albert hatte tatsächlich Anzeichen körperlicher Gebrechlichkeit gezeigt. Die Affäre um die uneheliche Tochter Delphine begann die Öffentlichkeit zu beschäftigen.
In seiner Rede vor zehn Jahren blendet Albert die persönliche Kritik an ihm und an der Monarchie allgemein jedoch aus. Vielmehr spricht der König davon, eine große Gelassenheit und Sicherheit zu spüren, jetzt genau das Richtige zu tun.
Sein Sohn Philippe und dessen Frau Mathilde seien gut vorbereitet, an die Stelle von ihm und Königin Paola zu treten. Wörtlich sagt Albert: "Mit Ruhe und Vertrauen teile ich Ihnen meine Vorhaben mit, am 21. Juli 2013 zurückzutreten. Am Tag unseres Nationalfeiertages. Zugunsten des Erbprinzen, meines Sohnes Philippe."
Es lebe Belgien
Die Presse würdigt diesen Schritt. Am Tag nach der Rede feiert sie Albert als populären König, der überrascht habe. Er habe das Amt gut ausgeführt, "seine Rolle perfekt gespielt", wertet La Libre Belgique. Seine Regentschaft sei stark, mutig und zugleich warmherzig gewesen, schreibt die Zeitung. Ihm lag immer das Zusammenleben, das Miteinander in diesem Land am Herzen. "Vielen Dank, Sire", notiert am Tag nach der Rede La Dernière Heure.
Das Miteinander aller Belgier, und damit eben auch der deutschsprachigen Belgier, betont Albert auch in dieser Rede. Nicht, indem er die Deutschsprachigen explizit als Teil Belgiens benennt. Sondern indem er sich in ihrer Sprache von Ihnen – zumindest als König – schon damals verabschiedet: "Meine Damen und Herren, in unserem Herzen bewahren wir Erinnerungen zahlreicher sehr glücklicher Momente, aber auch sehr schwerer Prüfungen. Das Ende meiner Regierungszeit bedeutet natürlich nicht, dass sich unsere Wege trennen. Ganz im Gegenteil. Es lebe Belgien. Vive la Belgique!"
Gesundheitlicher Zustand
König Albert II. muss derzeit noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Es gehe ihm jetzt zwar besser, aber er brauche noch etwas Zeit und Ruhe. Das erklärte am Montag der Palast.
Noch am Freitag hieß es, Albert werde wahrscheinlich am Montag entlassen. Jetzt soll er aber dort noch einige Tage unter Beobachtung bleiben. Am vergangenen Dienstag war das frühere Staatsoberhaupt wegen Dehydrierung stationär aufgenommen worden.
Kay Wagner
Sehr wesentliche Information danke