In ersten Reaktionen brachten viele Parteien Verständnis auf für die Sorgen und Forderungen der Demonstranten.
Wir verstehen, dass die Bürger sich Sorgen machen, dass sie vor allem von den letzten sieben Monaten und vielleicht sogar von der Politik genug haben: Das verlautete aus den meisten Parteizentralen.
Verständnis und Wohlwollen, das ist allerdings eine Sache. Eine andere ist es, daraus die Konsequenzen zu ziehen.
Im VRT-Rundfunk wies der N-VA-Kammerabgeordnete Ben Weyts heute Morgen auf eine Erhebung der Zeitung Le Soir hin, wonach nur 20 Prozent der Teilnehmer an der Kundgebung Flamen gewesen seien. Weyts gab zu, dass die Demo ein Zeichen gesetzt habe. Allerdings hätten auch die Föderalwahlen ein Zeichen gesetzt, als mehr als eine Million Flamen für die N-VA gestimmt hätten.
Der Vorsitzende der flämischen Nationalisten, Bart De Wever, ist trotz der Großkundgebung nicht zu mehr Zugeständnissen gegenüber den Verhandlungsparteien bereit. Er sei bereits flexibel genug, sagte De Wever. Er sei auch für eine rasche Regierungsbildung, doch dafür müsse man sich auf Reformen einigen. De Wever will die Bedeutung der Demonstration nicht über die Bedeutung des Wählerurteils von vergangenem Sommer stellen.
Auch PS-Chef Elio Di Rupo blieb seiner Linie treu. Natürlich wollten auch die Frankophonen Sozialisten eine neue Regierung. Aber eben nicht um jeden Preis, und das sei eben der springende Punkt. Bei den Brüsseler Verhandlungen gehe es einfach um zu viel: um die langfristige finanzielle und gesellschaftliche Zukunft der Bürger.
MR-Chef Didier Reynders, dessen Partei seit sieben Monaten ausgeklammert wird, unterschrieb seinerseits die Forderungen und Feststellungen der Demonstranten zu hundert Prozent. Es sei ein Trauerspiel, was die sieben Parteien da aufführten. Außerdem versuchten Parteien wie Ecolo, CDH oder SP.A, die Kundgenung wie sich zu vereinnahmen, kritiserte Reynders.
Unterdessen steht für den königlichen Vermittler Johan Vande Lanotte wieder eine dieser "entscheidenden Wochen" bevor. In den nächsten Tagen sind erneut Treffen mit den sieben beteiligten Parteien vorgesehen, immer noch nach Sprachgruppen getrennt. Gegen Ende der Woche wird dann aber wohl eine Entscheidung fallen müssen, ob es mit der derzeitigen Konstellation weitergehen kann.
rop/jp - Bild: belga