"Der 5. Juni ist ein ganz besonderer Tag für Zugfans", erklärt Thierry Denuit, der Leiter des "Train World", des offiziellen Eisenbahnmuseums der SNCB in Brüssel. Denn vor genau 140 Jahren hat der legendäre "Orient-Express" zum ersten Mal regulär den Okzident mit dem Orient verbunden, ist also von Paris ins damalige Konstantinopel gefahren. Ein zweifelsohne historisches Ereignis, das aber ohne gewisse Belgier wohl nie stattgefunden hätte.

Denn am Anfang der Geschichte des Orient-Express steht die "Compagnie Internationale des Wagons-Lits", die Internationale Schlafwagen-Gesellschaft, gegründet von einem gewissen Georges Nagelmackers aus Lüttich. Die Idee dazu hatte Nagelmackers auf einer Reise bekommen, genauer gesagt einer Reise quer durch die Vereinigten Staaten. Um von Küste zu Küste zu kommen, nutzte Nagelmackers einen Zug mit sogenannten Pullman-Wagen, den ersten Schlafwagen überhaupt.
Unterstützung von König Leopold II.
Genau so etwas wollte der begeisterte Nagelmackers dann auch machen - und zwar in Europa. Allerdings machte die Situation im Europa des 19. Jahrhunderts das Vorhaben Nagelmackers nicht gerade einfach. Das damalige Europa war im wahrsten Sinne des Wortes ein Flickenteppich. Und noch dazu ein instabiler Flickenteppich, auf dem oft genug Krieg geführt wurde. Und selbst sonst waren gewisse Gegenden ziemlich gefährlich, denn Banditen, Überfälle, Sabotageaktionen und Attentate waren keine Seltenheit. Selbst Orient-Express-Passagieren wurde anfangs deswegen sogar noch offiziell empfohlen, bewaffnet zu reisen.
Und dann waren da noch die zahllosen Grenzen und die damit verbundenen Kontrollen, Hindernisse und lokalen Bürokratien. Allein die Idee, hier einmal quer mit einem Zug durchfahren zu wollen, war also aus offensichtlichen Gründen nicht nur technisch eine enorme Herausforderung, sondern vor allem auch politisch.
Eine Herausforderung, bei der Nagelmackers aber glücklicherweise auf die tatkräftige Unterstützung seines Königs zählen konnte. Die diplomatische Unterstützung von Leopold II. und des belgischen Staats zu haben, das war Gold wert. Übrigens im doppelten Sinn: Denn der König investierte auch in das Projekt Orient-Express.
Luxuszug
Konzipiert war der Orient-Express übrigens von Anfang an explizit als Luxuszug. Und dementsprechend war dann auch das Publikum: Von den Stars zum Beispiel des frühen Kinos über berühmte Schriftsteller und Diplomaten bis hin zu gekrönten Häuptern - im Orient-Express gab sich die Crème de la Crème, der Jetset des 19. Jahrhunderts die Klinke in die Hand.

Heutzutage nutzt der Jetset bekanntlich lieber Privatjets und Helikopter. Aber das bedeutet leider nicht, dass eine Reise im historischen "Orient-Express" für Normalsterbliche viel erschwinglicher geworden wäre. 5.000 Euro pro Kopf sollte man rechnen. Und nein, nicht für eine Reise quer durch den Kontinent, sondern nur für zwei Tage und eine Nacht im Zug.
Wer nicht das nötige Kleingeld hat, den Orient-Express aber trotzdem mal in freier Wildbahn sehen will, der hat aber auch noch andere Optionen: Ungefähr zwei Mal pro Jahr kann man die historischen Wagen nämlich durch Belgien rollen sehen. Und falls alle Stricke reißen: Das Train-World-Museum hat dem Orient-Express auch einen Teil seiner Dauerausstellung gewidmet.
Boris Schmidt
Gerhard Rekels Monsieur Orient Express liest sich ebenso spannend wie aufschlussreich für den, der mehr darüber wissen will.
eine Reise mit diesen Zug wäre schön aber leider nur ein Traum.Man müsste nochmals 20 sein