Der Sparstrumpf der Belgier ist fast schon legendär prall gefüllt. Auf belgischen Sparbüchern liegen mehr oder weniger 300 Milliarden Euro. Nur: Der Ertrag ist in vielen Fällen gleich null. Die Zinsen sind nach wie vor historisch niedrig. Trotz der Tatsache, dass die großen Notenbanken, auch die EZB, ihren Leitzins in den letzten Monaten immer wieder angehoben haben.
Und tatsächlich bekommen die Banken selbst auch eine anständige Rendite. Wenn sie ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank parken, dann ist das zu einem Zinssatz von 3,25 Prozent. Genau da setzen Kritiker denn auch den Hebel an: Wenn die Geldhäuser selbst 3,25 Prozent für ihr Geld bekommen, dann wäre es doch bestimmt möglich, den Kunden auch einen Teil vom Kuchen abzugeben.
"Das geht wenn, dann nur bedingt", sagt aber in der Zeitung De Tijd Michael Anseeuw, Hauptgeschäftsführer des belgischen Marktführers BNP Paribas Fortis. Denkbar sei demnach, dass die Zinsen Ende kommenden Jahres so um die ein Prozent drehen könnten. Die Erträge aus dem bei der EZB geparkten Geld würden nämlich überschätzt, sagt Anseeuw. Deswegen sollte die Regierung mit etwaigen Zwangsmaßnahmen vorsichtig sein. Die Regierungsspitze hatte in der vergangenen Woche darüber beraten, wie man die Banken zu einer Erhöhung der Sparzinsen gegebenenfalls zwingen könnte.
Roger Pint