Fangen wir gleich mit der guten Nachricht an. Zumindest laut dem neuen Urlaubsbarometer von "Europ Assistance" ist die Reiselust der Belgier ungebrochen - oder doch zumindest so gut wie. Sieben von zehn befragten Belgiern geben an, zwischen Juni und September auf Reisen gehen zu wollen. Letztes Jahr war es nur ein ganz kleines bisschen mehr mit 71 Prozent. Schaut man sich die letzten zehn Jahre an, wird der Trend noch deutlicher: Die letzten zwei Jahre sind in diesem Zeitraum absolute Spitze. Wichtiger Punkt auch noch: Noch mehr Belgier als letztes Jahr haben angegeben, enthusiastisch oder sogar sehr enthusiastisch zu sein, was die Sommerferien angeht.
Allerdings hat auch in den letzten Monaten global betrachtet sicher nicht immer eitel Sonnenschein geherrscht – und das hat sich durchaus auch auf die Urlaubslaune ausgewirkt. Zu den Faktoren, die sich negativ auf den Reiseenthusiasmus der Belgier ausgewirkt haben, gehören beispielsweise der Ukraine-Krieg, der Klimawandel und persönliche beziehungsweise familiäre Probleme. Die mit Abstand größten Spaßkiller waren aber wenig überraschend die steigenden Lebenshaltungskosten und die Inflation.
Budget geschrumpft
Das wirkt sich dann natürlich auch auf das Budget aus, das für den Urlaub verplant werden kann: Dieses Jahr stehen einem Durchschnittshaushalt rund 2.180 Euro als Ferienbudget zur Verfügung, das sind etwa 4,7 Prozent weniger als 2022. Das Auffällige dabei: In allen anderen untersuchten europäischen Ländern ist das Budget für 2023 gestiegen.
Dass die Belgier letztes Jahr also mehr fürs Reisen ausgeben konnten als dieses Jahr, hat aber möglicherweise einen einfachen Grund, wie Xavier Van Caneghem von Europ Assistance gegenüber der VRT erklärt: Über die Pandemie hätten viele Belgier Geld gespart für eine echte Traumreise, die sie dann letztes Jahr auch tatsächlich gemacht hätten.
Aber trotz allem ist der Schatten der Inflation, der über allem hängt, unbestreitbar. Über die Hälfte der befragten Belgier gibt an, vielleicht oder sicher die Teuerung berücksichtigen zu müssen bei ihren Urlaubsentscheidungen. Wo und wie der Rotstift im Reisebudget angesetzt wird, ist dann natürlich in erster Linie eine persönliche Entscheidung. Möglichkeiten dafür gibt es jedenfalls verschiedene, so Van Caneghem: von nicht so weit reisen über weniger oft Urlaub machen, beim Verkehrsmittel oder bei der Unterkunft sparen bis hin zu einfach dann vor Ort deutlich weniger als bisher ausgeben.
Urlaub im eigenen Land sehr beliebt
Aber egal wie, Hauptsache es geht dann endlich in den Urlaub. Als erstes stellt sich dann die Frage, was für eine Art von Ferien man will. Und hier bleibt sich der Belgier treu: Eine Mehrheit zieht es noch immer ans Meer und zwar am liebsten mit dem eigenen Auto und ins Hotel. Urlaub auf dem Land oder Herumreisen/Städtereisen landen deutlich abgeschlagen auf den Plätzen zwei und drei.
Geografisch betrachtet gibt es auch einen ganz eindeutigen Sieger: 77 Prozent der Belgier wollen dieses Jahr in Europa bleiben. Und es wird wohl kaum jemanden überraschen zu erfahren, dass das Top-Reiseziel dabei Frankreich bleibt (29 Prozent). Nicht weit dahinter auf Platz zwei folgt dann allerdings schon der Urlaub im eigenen Land (26 Prozent), und zwar deutlich vor Spanien (18 Prozent), Italien (13 Prozent) und den Niederlanden beziehungsweise Deutschland (je 8 Prozent).
Boris Schmidt