Kinder entscheiden immer früher selbst, was sie wollen und was nicht. Das äußert sich besonders im Supermarkt: Wenn es um Schokolade, Chips, Limo & Co geht, sagt der Nachwuchs, was in den Einkaufswagen kommt. Was das ist, bestimmt oft die Werbeindustrie. Und wenn sich die Kids einmal für ein bestimmtes Produkt entschieden haben, bleiben sie ihm in der Regel lange Zeit treu. Leider spielt der Gesundheitsaspekt kaum eine Rolle - und das soll sich in Belgien ändern.
Der Plan lautet, die Werbeindustrie im Bemühen um eine gesunde Ernährung von Kindern in die Verantwortung zu nehmen. Seit 2012 besteht eine Regelung, wonach Kinder vor Werbung für ungesundes Essen - sei es im Radio und Fernsehen - geschützt werden sollen. Mehr als 50 Nahrungsmittelhersteller und -händler haben eine Absprache getroffen. Da sind die ganz großen Konzerne dabei, wie Mondelez, Coca-Cola und Danone, aber auch kleinere Unternehmen wie Ijsboerke, Delacre und La William. Auch die Supermärkte machen mit.
Sie alle verpflichten sich im sogenannten "belgian pledge", Produkte, die nur wenig Nährwert haben, nur eingeschränkt Kindern sozusagen vor die Nase zu halten. Interessanterweise hat die Branche die Regeln freiwillig aufgestellt, aus eigenem Antrieb. Ein Gesetz, das ihnen das vorschreiben würde, gibt es nicht. Und diese Initiative zur Selbstverpflichtung erfährt jetzt ihre dritte Auflage - was bedeutet, dass die Regeln weiter verschärft werden.
Zu den Absprachen gehört, dass Werbung, die sich gezielt an Kinder unter zwölf Jahre richtet, eingestellt wird. Die Zielgruppe wird nun bald bis auf 13 Jahre angehoben. Betroffen sind Lebensmittel, die den empfohlenen Nährwertanforderungen nicht entsprechen, einfach gesagt: die keinen Mehrwert für die Gesundheit haben, weil sie zu viel Zucker, Fett oder Salz enthalten. Da gibt es eine Liste, und die wird jetzt um zwei Produkte erweitert: Chips und Eis. Abgesprochen ist seit 2012 auch, dass in Primarschulen nicht für solche Nahrungsmittel und Getränke geworben werden darf.
Die Selbstverpflichtungsinitiative trägt den Namen "belgian pledge" ("belgisches Versprechen"). Es gibt auch ein europäisches Pendant ("EU-Pledge"). Die belgischen Standards werden am 1. Juni verschärft. Neu wird dann sein, dass die Unternehmen ihrer Verpflichtung auch im Internet nachkommen müssen. Das heißt, Werbebotschaften dürfen dann nicht mehr auf Webseiten, in Videospielen und in Apps gepostet werden - wenn die Zielgruppe zu 30 Prozent aus unter 13-Jährigen besteht.
Es geht alles in allem darum, dass man vermeiden will, dass sich Kinder ungesund ernähren. Das scheint dringend nötig. Die Zeitung La Meuse zitiert Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke, der sagt, dass in Belgien mehr als 130.000 Kinder fettleibig sind. Jedes vierte Kind ist nach seinen Angaben übergewichtig.
Deshalb plant zum Beispiel auch der Minister ein gesetzliches Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel im Fernsehen zwischen 6 und 23 Uhr. Das hat Vandenbroucke schon im letzten Oktober angekündigt. Offenbar wartet die Regierung noch auf Untersuchungsergebnisse. Experten des Gesundheitsrats sagen, es braucht Schutz- oder Aufklärungsmaßnahmen für die Altersgruppe bis 18. Dass es eine Verbindung gibt zwischen Werbung und Übergewicht bei Kindern, darin scheinen sich alle einig zu sein.
lameuse/jp