Frühling: Die Natur erwacht, die Welt bekommt gewissermaßen wieder Farbe. Damit einher geht aber auch ein alljährliches "Nieskonzert": Der eine oder die andere hat sich vielleicht am Ende sogar den Winter zurückgewünscht.
Nach Schätzungen ist jeder fünfte Belgier allergisch gegen Baumpollen. Vor allem im April und Mai wenn Birke, Eiche, Eibe, Esche, Flieder und Rotbuche blühen, spielt deren Immunsystem regelrecht verrückt. Denn, eigentlich passiert genau das: Pollen sind im Prinzip ungefährlich. Und doch bekämpft das Immunsystem die Fremdkörper und löst eine Abwehrreaktion aus. Diese Abwehrreaktion nennen wir im vorliegenden Fall "Heuschnupfen": Die Schleimhäute schwellen an, die Nase läuft, die Augen jucken.
Diese Saison ist jetzt quasi "offiziell" eröffnet - durch das Institut für Volksgesundheit Sciensano, das in Zusammenarbeit mit dem Königlichen Meteorologischen Institut jeden Tag die aktuellen Pollenkonzentrationen bekanntgibt. "In den letzten zwei Wochen wurden noch weniger als 75 Pollenkörner je Kubikmeter Luft gemessen", sagte in der VRT Didier Ebo, Allergologe an der Uniklinik Antwerpen. "Heißt konkret: Die Konzentration lag unter der kritischen Schwelle. Die wenigsten Patienten zeigen dann schon erste Symptome. Seit ein, zwei Tagen hat sich das aber geändert: Jetzt werden rund 400 Pollenkörner pro Kubikmeter gemessen. Das ist schon eine ansehnliche Konzentration, die bei vielen Betroffenen dann auch allergische Reaktionen hervorrufen wird."
98 Prozent reagieren auf Birkenpollen
Die Rede ist hier von der Konzentration an Birkenpollen. Die stehen besonders im Fokus, weil 98 Prozent der Pollenallergiker genau darauf reagieren. 400 Pollenkörner je Kubikmeter Luft, das liegt also mehr als fünf Mal über dem kritischen Schwellenwert. Damit kann man behaupten, dass die Baumpollen-Allergiesaison nun endgültig gestartet ist, bestätigt Allergologe Didier Ebo. Das ist womöglich erst der Anfang. Wenn es in den nächsten Tagen schön bleibt und nicht zu viel regnet, dann dürfte die Konzentration an Birkenpollen noch weiter zunehmen.
Keine guten Neuigkeiten also für Baumpollen-Allergiker. Die wissen, dass sie sich ab jetzt wieder mit Heuschnupfen herumschlagen müssen. Sie wissen in der Regel auch, was da hilft: Fachleute empfehlen Nasensprays und antiallergische Medikamente, sogenannte Antihistaminika. Sciensano empfiehlt zudem das Tragen einer Mundmaske und/oder einer (Sonnen)brille oder regelmäßige Nasendusche.
Kleiner Trost: Die Saison beginnt fast zwei Wochen später als im letzten Jahr. Das geht aus den Sciensano-Daten hervor. Zwar wurde die kritische Schwelle auch schon Ende März ein erstes Mal überschritten; das war aber nur ein Strohfeuer. Jetzt schießt die Kurve regelrecht nach oben...
Werte in Ostbelgien und an der Küste etwas niedriger
Auf der Seite des Königlichen Meteorologischen Instituts (KMI) erfährt man auch, was in den kommenden Tagen zu erwarten ist. Demnach rechnen die Experten mindestens bis Freitag mit unverändert "sehr hohen" Konzentrationen an Birkenpollen. Nur in Ostbelgien und an der Küste sind die Werte etwas niedriger. Auch hier beschränkt man sich zunächst auf Birkenpollen. Auf der Grundlage finnischer Modelle könne man die Vorhersage aber womöglich bald auch auf andere Baumarten ausdehnen, heißt es auf der Webseite des KMI und auch von Sciensano.
Wissenswerte Informationen über Pollenallergien und auch die Vorhersagen für die nächsten Tage findet man unter anderem auf airallergy.sciensano.be.
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Roger Pint