Glaubt man den Leitartiklern der belgischen Inlandspresse heute, dann hat Johan Vande Lanotte zusammen mit Bart De Wever und Elio Di Rupo zur zweiten Runde seiner Vermittlermission einen Fehlstart hingelegt. Die erste Besprechung des Trios gestern wurde von erneuten Unstimmigkeiten zwischen dem flämischen und dem französischsprachigen Lager überschattet.
Die Drei hatten ihre Arbeit im Senat im Rahmen ihres ersten Gesprächs noch gar nicht aufgenommen, da sorgte der Vorstoß der N-VA zu einer Ausdünnung des Menüs in Sachen Staatsreform - im Gegenzug für mehr Tiefgang bei den zu reformierenden Themenbereichen - dafür, dass der Haussegen schief hing.
Konkret regten die flämischen Nationalisten an, den Verzicht etwa auf eine Regionalisierung der Zuständigkeit beim Zahlen von Kinderzulagen akzeptieren zu können, im Gegenzug aber könnte man ja das Sozialsystem völlig von der Bundes- auf die gliedstaatliche Ebene hebeln. Das aber sorgte bei den französischsprachigen Parteien für heftige Reaktionen, denn darin sieht man natürlich den flämischen Versuch, den Anfang zur Demontage Belgiens zu machen.
Details zur Arbeitsmethode, zur Zeitplanung oder dazu, auf welcher Basis und mit welchem Ausgangspunt das Trio jetzt arbeiten will, teilten Vande Lanotte, Di Rupo und De Wever nach ihrem mehrstündigen Gespräch nicht mit. Das Einzige, was man in der Rue de la Loi in Erfahrung bringen konnte, war, dass die von Johan Vande Lanotte präsentierten Vorschläge zur Novellierung des Finanzierungsgesetzes von Finanzexperten der sieben verhandelnden Parteien noch einmal nachgerechnet werden sollen. Das war aber auch schon alles, was nach dem Gespräch verlautete.
Die Frage, ob Bart De Wever wirklich eine Einigung herbeiführen und einen Kompromiss erreichen will, bleibt vorerst unbeantwortet. Alles bleibt unberechenbar. Und das gestrige Treffen hinterlässt einen faden Beigeschmack.
Ein neues Treffen ist für Montag kommender Woche anberaumt worden. Dass bis zur nächsten Besprechung einige Tage vergehen werden, liegt im Fall des Vermittlers Johan Vande Lanotte auch daran, dass dessen am Montag verstorbene Mutter am Wochenende beigesetzt wird.
rtbf/vrt/jp - Bild:belga