Für viele Menschen war eine Pollenallergie lange nur ein saisonales Problem. Oft gab es eine oder mehrere Phasen im Jahr, die problematisch waren, dafür war im Winter Ruhe damit. Von einer solchen saisonalen Betrachtung sind Ärzte inzwischen abgekommen. Sie stellen nämlich fest, dass viele Menschen heute auf die Pollen mehrerer Blütenpflanzen reagieren und nicht nur im Frühling oder Sommer, sondern fast das ganze Jahr lang Beschwerden haben.
Der Klimawandel sorgt insgesamt für mildere Temperaturen - und damit dafür, dass sich das Ende der letzten Pollensaison mit dem Beginn der neuen Saison fast überschneidet. Pollen von Gräsern zum Beispiel (auch Kräutern) fliegen bis weit in den Herbst hinein, während bestimmte Bäume immer früher zu blühen beginnen. In Ostbelgien zum Beispiel blühen schon länger die Kätzchen am Haselnussstrauch. Auch die Erlenblüte reagiert auf mildes Wetter und kommt immer früher.
Wer Probleme mit Pollen hat, sollte Gewächse meiden, die ein hohes Allergiepotenzial haben. Das klappt im eigenen Garten ganz gut. Aber man geht raus - und auch in der Stadt besteht Pollenalarm.
Luftverschmutzung zweiter Hauptauslöser
Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub sorgen in Großstädten dafür, dass mehr Menschen Juckreiz oder Augenrötungen entwickeln, die mit Pollen in Verbindung stehen. Das belegen aktuelle Studien.
Manche Menschen können "Kreuzreaktionen" haben, sie haben sozusagen zwei Allergien zum Preis von einer. Will heißen: Zunächst ist man allergisch auf Pollen, später entwickelt man dann noch eine Allergie zum Beispiel gegen Stein- und Kernobst.
Ärzte an der Uniklinik Gent sagen, dass bei mehr als der Hälfte der Heuschnupfen-Patienten die Probleme begonnen haben, als sie zusätzlich eine Nahrungsmittelallergie entwickelt haben. Zum Beispiel bekommen Menschen mit einer Birkenpollenallergie oft eine Apfelallergie. Grund dafür ist eigentlich eine Verwechslung: Das Immunsystem hält die Proteine im Apfel fälschlicherweise für ein Protein in den Birkenpollen. Fünf bis 20 Minuten nachdem der Allergiker in den Apfel gebissen hat, geht es los mit dem Zungenkribbeln und dem Husten und so weiter.
Grundsätzlich auf Äpfel oder andere riskante Obst- und Gemüsesorten verzichten, muss nicht unbedingt sein. So ist zum Beispiel bekannt, dass alte Apfelsorten weniger Allergiesymptome hervorrufen als neue Züchtungen. Geschältes Obst ist im Vergleich weniger allergen. Gekocht oder gebraten sind Äpfel unproblematisch.
jp/ecarf.org/vrt