"Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, lieber Olaf: Willkommen in Belgien! Willkommen an der belgischen Küste zu unserem allerersten belgisch-deutschen Energiegipfel." Zur Feier des Tages hatte Premierminister Alexander De Croo sein bestes Deutsch hervorgeholt.
Nachdem sich De Croo zusammen mit seiner Energieministerin Tinne Van der Straeten und dem Gast aus Deutschland, Bundeskanzler Olaf Scholz, die energierelevanten Anlagen im Hafen von Zeebrugge angeschaut hatte, rief De Croo auf der Pressekonferenz noch einmal den Kontext in Erinnerung, warum so ein Energiegipfel am Dienstag überhaupt stattfand. Und auch das machte De Croo in Deutsch: "Wir treffen uns heute hier in Zeebrugge, um über unsere Zusammenarbeit im Energiebereich zu sprechen. Seit einiger Zeit arbeiten wir gemeinsam daran, unsere Bürgerinnen und Bürger mit sicherer Energie zu versorgen. Die russische Invasion in der Ukraine und die Beschleunigung der Energiewende haben den Bedarf an Zusammenarbeit weiter erhöht und die Umsetzung gemeinsamer Projekte beschleunigt."
Die Zusammenarbeit wollen Belgien und Deutschland sehr breit anlegen. Sowohl beim Gas und da vor allem dem Flüssiggas LNG, als auch bei Wasserstoff, bei Windenergie und Strom sind Projekte geplant. Dabei geht es vor allem auch darum, die Infrastrukturen miteinander zu verbinden. Das soll sowohl beim Gas als auch dem Wasserstoff gemacht werden. Für den Stromfluss soll es nach Alegro eine zweite Stromleitung zwischen Deutschland und Belgien geben. Allerdings frühestens 2037.
Die anderen Projekte sind kurzfristiger geplant. Bundeskanzler Scholz gab an, dass die Gelder für den Ausbau der deutschen Infrastruktur für LNG und Wasserstoff bald genehmigt seien, und es dann auch in Deutschland mit dem Aufbau der Infrastrukturen für diese Energieträger voran gehen könne.
Beeindruckt zeigte sich Scholz über das, was in dieser Hinsicht in Belgien schon geschehen ist. Und was er bei der Besichtigung der Hafens von Zeebrugge habe sehen können. "Es ist noch interessanter einmal zu sehen, was für mächtige, ja tatsächlich auch über Jahrzehnte vorangetriebene Investitionen die Grundlage dafür waren und sind, dass wir jetzt in Europa auch mit diesen Terminals, mit den Pipelines, die hier ankommen, mit den LNG-Terminals, den verschiedenen Möglichkeiten, die dazu existieren, Sicherheit gewährleisten können."
Erst diese Infrastruktur habe es Belgien ermöglicht, nach Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine gleichsam die Energie-Feuerwehr für Europa zu sein. "Es war für Deutschland und auch nicht nur für uns in Deutschland, sondern auch für Österreich, Tschechien und die Slowakei von ganz großer Bedeutung, dass Belgien sich sofort dazu entschieden hat, seine Importkapazitäten für LNG dramatisch, bis zum Anschlag zu nutzen. Und auch seine Leitungskapazitäten bis zum Anschlag auszunutzen. Das war ein ganz wichtiger Beitrag für die Energiesicherheit in Deutschland und für viele andere Länder im östlichen Europa."
Und dann sprach Scholz es auch einmal ganz deutlich aus, was zwischen solchen Zeilen immer mitschwang: "Und deshalb gehört es sich auch an dieser Stelle noch einmal Danke zu sagen. Das war für uns ganz wichtig, dass wir aus Westeuropa viel mehr Gas importieren konnten, als plötzlich das russische Gas gar nicht mehr kam."
Worte, die De Croo und neben ihm vielen anderen Belgiern sicher gut getan haben. Wobei belgische Journalisten dann auch noch vom Premierminister wissen wollten, warum Belgien das alles getan habe? Und warum Belgien ja anscheinend bereit sei, weiter eine führende Rolle in Europa bei der Energieversorgung des Kontinents zu spielen? Und dafür gerade die Partnerschaft mit Deutschland sucht?
"Wir brauchen uns gegenseitig", antwortete De Croo. "Im vergangenen Jahr hat unser Land eine bedeutende Rolle gespielt bei der Energieversorgung von ganz Europa. Warum machen wir das? Weil das Teil ist der europäischen Solidarität. Aber auch, weil dadurch zwei europäische Länder, und auch das Herz der europäischen Wirtschaft, auf diese Weise eng miteinander verbunden sein können."
Kay Wagner
"The pot calling the kettle black". Zwei Traumtänzer unter sich, die jetzt das Problem lösen, für dass sie selbst verantwortlich sind.
Liebe Belgier, weil deutsche Energiepolitik nicht funktioniert/ nicht funktionieren soll/ nicht funktionieren kann, wollen wir nur euer Gas. Mehr nicht. Ist doch schön, wenn man das hinter dem Deckmäntelchen von "mehr Kooperation" auch noch medienwirksam zelebrieren kann.