Die letzten Zahlen stammen aus dem Jahr 2021. Da wurden in Belgien 40.836 Ehen geschlossen. Das sind 3.434 weniger als 2019 und rund 5.000 weniger als in den Vorjahren. Im Jahr 2020 war die Zahl aufgrund von Corona ohnehin niedriger.
Die Anzahl an Ehen ist also rückläufig. Doch, so Beziehungsexpertin Rika Ponnet in der Zeitung Het Laatste Nieuws: "Es heiraten weniger Menschen, aber diejenigen, die sich heute für die Ehe entscheiden, tun dies viel bewusster." Und blieben deshalb auch länger zusammen: Im Durchschnitt enden Ehen heute nach 16,5 Jahren statt wie vor zwanzig Jahren noch nach 15 Jahren. Die Gesamtzahl der Scheidungen ist auch seit einigen Jahren in Folge gesunken von 25.066 im Jahr 2014 auf 22.156 im Jahr 2021.
Nicht-eheliche Beziehungen halten laut Ponnet übrigens nicht länger. Die Ehe sei noch immer beständiger als eine "Lebensgemeinschaft". Allerdings ist die Ehe nicht mehr die vorherrschende Lebensform in Belgien. Immer mehr Paare entscheiden sich für das gesetzliche Zusammenwohnen.
Bei unverheirateten Lebensgemeinschaften werden häufiger kurzfristige Beziehungsabbrüche beobachtet, erst recht bei der jüngeren Generation. Auch die Zahlen von Statbel bestätigen das. Vor zehn Jahren beendeten 13.487 Paare ihr rechtmäßiges Zusammenleben, im Jahr 2021 waren es 24.533.
Die Ehen gleichgeschlechtlicher Paare dauerten ebenfalls weniger lang als die heterosexueller Paare. Zwei Männer bleiben im Durchschnitt 8,3 Jahre verheiratet, während es bei den Frauen 7,1 Jahre waren. Doch auch hier ist ein Anstieg der Ehedauer zu verzeichnen, denn vor fünf Jahren trennten sich gleichgeschlechtliche Paare nach nur sechs Jahren Ehe.
Bemerkenswert ist aber auch ein neues Phänomen: die sogenannte "graue Welle der Scheidungen". Im Schnitt trennen sich in Belgien jeden Tag sechs Paare, die 65 Jahre oder älter sind.
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