Es ist schon interessant, dass gerade eine liberale Politikerin, Marianne Verhaeert, am Donnerstag in der Kammer mit einem Satz den Nagel auf den Kopf traf: "Als die Energiepreise am Steigen waren, da konnten die Vorauszahlungsbeträge nicht schnell genug mitsteigen", sagte sie. "Jetzt, wo die Marktpreise endlich wieder fallen, sehen und hören wir nichts von den Energielieferanten." Das wird vielen Verbrauchern aus dem Herzen gesprochen haben. Schon zu Beginn der Woche hatten die flämischen Sozialisten von Vooruit auf diesen Missstand aufmerksam gemacht. Vooruit forderte von der föderalen Energieministern Tinne Van der Straeten, die Energielieferanten dazu zu verpflichten, die Vorauszahlungsbeträge zu senken.
Der Vorauszahlungsbetrag ist der Pauschalbetrag, der monatlich von Kunden an Energieunternehmen bezahlt wird. Dieser Betrag kann vom eigentlichen Verbrauch und den eigentlichen Kosten abweichen. Zurzeit steht zu befürchten, dass viele Kunden einen viel zu hohen Vorauszahlungsbetrag zahlen. Geld, das sie später zwar zurückbekommen, das aber im Augenblick fehlt.
Van der Straeten reagierte schnell. Gemeinsam mit der föderalen Staatssekretärin für Verbraucherschutz, Alexia Bertrand, setzte sie sich mit den Energielieferanten zusammen. Ergebnis: ein Protokoll, das Folgendes vorsieht: Kurzfristig werden die Energielieferanten für alle Kunden, die zwischen August und November, als die Energiepreise besonders hoch waren, neue variable Verträge abgeschlossen haben, die Höhe der Vorauszahlungsbeträge überprüfen und nach unten korrigieren, wenn nötig. Langfristig soll daraus die Normalität werden: Alle vier Monate werden die Energielieferanten von sich aus die Vorauszahlungsbeträge prüfen und von sich aus den einzelnen Kunden neue Beträge vorschlagen, wenn die Differenz zwischen Vorauszahlungsbetrag und tatsächlichen Kosten zu groß wird.
Wann genau die Energielieferanten mit der Anpassung beginnen, ist nicht festgelegt in dem Protokoll, dessen Ziel Alexia Bertrand am Freitag gegenüber der RTBF mit den Worten zusammenfasste: "Es geht darum, dass die Haushalte ihre Ausgaben unter Kontrolle halten können. Bei der Endabrechnung soll es so wenig Überraschungen geben wie möglich."
Kay Wagner