Die niederländische Zeitung "De Volkskrant" hat eine Befragung veröffentlicht, in der sechs von zehn Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren angeben, dass sie sich regelmäßig über die Handynutzung ihrer Eltern aufregen. Auch der Neuropsychiater Theo Compernolle hat das Phänomen untersucht. 45 Prozent der Befragten fanden, dass ihre Eltern handysüchtig seien. Genau so viele Eltern halten ihre Kinder für handysüchtig. Das Problem besteht auf beiden Seiten und beschränkt sich keinesfalls auf die Jugend.
Eltern und Jugendliche nutzen ihre Handys anders. So rechtfertigen Eltern sich auch gerne vor ihren Kindern. Da heißt es dann "Das ist eine wichtige Arbeits-E-Mail, die muss ich noch schnell beantworten". Aber für einen Jugendlichen kann es genau so wichtig sein, auf die Nachricht der besten Freundin zu antworten. Hier liegt Frustpotential, wenn mit zweierlei Maß gemessen wird.
Gleiche Regeln für alle
Eltern sollten auf jeden Fall mit gutem Beispiel vorangehen. Denn das, was Kinder an ihren Eltern beobachten, machen sie auch später wahrscheinlich nach. Hier empfehlen Experten dieselben Regeln für alle, sagt Wouter De Meester, Experte für Medienpädagogik. Man könne beispielsweise das Handy am Tisch und im Schlafzimmer verbieten. Wenn Eltern das selber von Anfang an vormachen, wird das auch für die Kinder nachvollziehbar. Regeln sollte man immer begründen und erklären können.
Wenn Eltern beispielsweise ihren Handykonsum damit erklären, dass er notwendig ist, dann zeigen sie auch indirekt, dass man immer und überall erreichbar sein muss. Das ist nicht das Ziel. Am Ende beeinflusst das Ganze auch die Beziehung zwischen Eltern und Kindern.
Hier gibt es ein Phänomen, das sich Phubbing nennt. Das setzt sich aus den englischen Wörtern "phone" (Handy) und "snubbing" (jemanden brüskieren) zusammen. Damit meint man das Verhalten, wenn zwei Personen sich gegenübersitzen und eine die ganze Zeit auf ihr Handy schaut. Untersuchungen haben gezeigt, wie sehr das schon Kleinkinder aus dem Konzept bringt, wenn ein Elternteil lieber auf das Handy statt auf das eigene Kind schaut. Irgendwann fühlen sich Kinder nicht mehr ernst genommen, die Beziehung leidet und Kinder flüchten noch mehr in die Online-Welten.
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