Bereits der erste Redner in der Fragestunde an die Regierung setzte den Ton. "Am Montag haben Sie ein Abkommen mit Engie vorgestellt. Oder das, was dafür herhalten soll", sagte Bert Wollants von der N-VA zu Premierminister De Croo. "Eine Ansammlung von verschiedenen Punkten, die vor Vagheit nur so strotzen. Die auf keine Fragen klare Antworten geben. Kurz, die klarmachen, dass bislang noch gar nichts beschlossen worden ist."
Und so ging es weiter. "Halleluja! Wir haben den 12. Januar, und Sie haben etwas, das einem Abkommen gleicht", leitete François De Smet von Défi seine Frage ein. "Aber seien wir ehrlich: ein richtiges Abkommen ist das nicht."
Und auch Geoges Dallemagne von Les Engagés ließ keine Zweifel daran aufkommen, was er von der Einigung zwischen Regierung und Engie hält: "Sie haben uns gesagt, dass das ein Abkommen sei. Das ist kein Abkommen. Das ist ein Fahrplan, und im besten Fall ist das ein Fahrplan für die Hoffnung, ein Abkommen am 30. Juni zu haben."
Alle Sprecher der Opposition verwiesen auf die Unsicherheiten, die das Abkommen von Montag in sich trägt. Vieles sei noch nicht klar, sei offengelassen worden. Zum Beispiel, ob am Ende nicht doch der Staat - also der Steuerzahler - irgendwann zur Kasse gebeten wird. Und eine Garantie, dass die beiden Atommeiler im Winter 2025/26 tatsächlich weiter Strom liefern können, sei nicht gegeben.
Alexander De Croo schien auf diese Kritik vorbereitet und hatte Papiere mitgebracht. "Ich höre von verschiedenen Rednern: Das ist kein Abkommen. Es ist kein Abkommen geschlossen worden. Das ist doch ein bisschen komisch. Denn ich kann eine Pressemitteilung vorlesen, nicht unsere Pressemitteilung, sondern die Pressemitteilung von Engie."
In dieser Pressemitteilung spreche selbst Engie von einem Abkommen. Die letzte Seite der am Montag erzielten Einigung trage die Unterschriften von mehreren Personen. Was müsse ein Abkommen sonst noch erfüllen?
Inhaltlich ließ De Croo keine Kritik zu und ging sogar in die Offensive gegenüber Sofie Merckx von der kommunistischen PTB. Zu dem Vorhaben, dass die beiden Atommeiler künftig von Engie und der Regierung in einem gemeinsamen Unternehmen betrieben werden sollen, sagte er: "Frau Merckx, das müsste doch wie Musik in Ihren Ohren klingen: Das ist ein Schritt, wo die Regierung sagt: Wir holen die Kontrolle vom privaten Sektor wieder zurück."
"Ich hatte ehrlich gesagt damit gerechnet, dass Sie dafür Applaus spenden würden." Merckx konterte: "Was Sie hier tun ist, einem typisch liberalen Prinzip zu folgen: Sie nationalisieren die Verluste und privatisieren die Gewinne."
Und da die Fragesteller nach De Croo alle noch einmal das Wort bekamen, durften auch De Smet und Dallemagne noch auf De Croos Verteidigung des Abkommens reagieren. "Herr Premierminister, sind Sie sich bewusst, dass Sie sich klein gemacht haben vor dieser Versammlung, indem Sie einen Auszug der Pressemitteilung von Engie vorgelesen haben? Um uns davon zu überzeugen, dass das Abkommen ein wirkliches Abkommen sei? Das ist schon einzigartig. Das beweist, dass es ein Problem gibt", sagte De Smet.
Und Georges Dallemagne blieb ebenfalls bei seiner Meinung: "Herr Premierminister, Sie sagen uns, dass es ein Abkommen gebe. Ich werde Ihnen den Titel des Abkommens vorlesen: 'Abkommen über die Modalitäten und den Beginn der Studien zur Verlängerung'. Das ist Ihr Abkommen: 'Der Beginn der Studien einer Verlängerung!' Wir sind also sehr weit von einem Vertrag entfernt. Man darf die öffentliche Meinung nicht hinters Licht führen."
Kay Wagner