155 Menschen mit feuerwerksbedingten Verletzungen zwischen dem 23. Dezember und dem 2. Januar - so viele Fälle hatte die Brandwunden-Stiftung bis Mittwochabend in Belgien erfasst. Bei den allermeisten geht es um Brandverletzungen vornehmlich an den Händen, Armen und im Gesichtsbereich, aber auch rund 30 Fälle von Gehörschäden sind darunter. Diese Zahlen sind allerdings Mindestangaben. Denn einerseits gibt es natürlich eine Dunkelziffer und andererseits melden sich auch jetzt, Tage nach Silvester, noch immer Menschen mit etwa Brandwunden in den Krankenhäusern.
Tatsächlich erhöht sich die Zahl der registrierten Unfälle täglich weiter, wie Stefaan Lauwaert von der Brandwunden-Stiftung am Donnerstagmorgen in der VRT erklärte. Betroffene glaubten oft zunächst, dass es schon nicht so schlimm sei, dass es sich nur um kleinere Brandwunden handele, so Lauwaert. Aber oft seien die Feuerwerksverletzungen tief. Bei Verbrennungen zweiten oder dritten Grades sei dann doch eine fachgerechte medizinische Behandlung notwendig. Das merkten manche Menschen aber erst Tage später, wenn sie starke Schmerzen oder Entzündungen in den Wunden hätten.
Jugendliche mit bestimmten Profilen
Insgesamt stelle man fest, dass es immer mehr feuerwerksbedingte Verletzungen gebe, so die Stiftung weiter. Was die demographische Verteilung angeht, so ist das Bild dabei so eindeutig wie altbekannt: Böllern ist vor allem Männersache. Wie dann auch die entsprechenden Verletzungen. Was allerdings aufhorchen lässt, ist das Alter der Opfer. Während früher etwa zehn Prozent der Verletzten jünger als 21 Jahre gewesen seien, so habe sich dieser Anteil fast verdreifacht, auf 27 Prozent. Immer häufiger handele es sich hierbei um Jugendliche mit bestimmten Profilen: Jungen und junge Männer in Städten, die Feuerwerkskörper besonders in Gruppen einsetzten. Auch die Brandwunden-Stiftung kann bestätigen, was zahlreiche Einsatzkräfte schon beklagt haben: Feuerwerkskörper werden immer häufiger auch als Waffen eingesetzt, um beispielsweise Feuerwehr, Krankenwagen oder auch die Polizei anzugreifen.
Das Phänomen feuerwerksbedingter Verletzungen beschränkt sich auch nicht mehr nur auf die Periode zwischen Weihnachten und Neujahr. Mittlerweile werde das ganze Jahr über geböllert. Unter anderem sehe man beispielsweise in den Fußballstadien immer mehr Pyrotechnik. Aber auch bei allen möglichen privaten Festen scheine es für immer mehr Menschen nicht mehr ohne Raketen und Knaller zu gehen, so Lauwaert.
In Belgien illegale Feuerwerkskörper
Gerade im Zusammenhang mit Gruppendynamik und im Zusammenspiel mit Alkohol sehe man zu oft eine falsche Benutzung von Feuerwerkskörpern und Fehleinschätzungen. Sehr oft handele es sich dabei auch um in Belgien illegale Feuerwerkskörper. Insgesamt, so schätzt die Stiftung, kommen fast 70 Prozent der in Belgien benutzten Feuerwerkskörper aus dem Ausland beziehungsweise werden illegal über das Internet gekauft. Das heißt, dass in vielen Fällen potenzielle Warnhinweise und Gebrauchsanweisungen von den meisten Belgiern sprachbedingt noch nicht einmal verstanden werden könnten.
Die Brandwunden-Stiftung sei nicht gegen sämtliches Feuerwerk, stellte Lauwaert klar. Professionelle Feuerwerker wüssten, was sie täten und hielten die notwendigen Sicherheitsabstände ein. Dadurch seien die Risiken für Zuschauer minimal.
Aber die Stiftung plädiere für ein komplettes Verbot von Feuerwerkskörpern für Privatpersonen in Belgien - sowohl was die Benutzung als auch den Verkauf angehe. Insbesondere der Erwerb von Feuerwerkskörpern über das Internet sei aktuell viel zu einfach.
Boris Schmidt