Einfach weg fliegen: Das haben in diesen Tagen viele vor. Allein am Brussels Airport in Zaventem werden am Freitag 60.000 Fluggäste erwartet. 34.000 von ihnen fliegen in die Ferne.
Meist geht es dahin, wo es warm ist. Die beliebtesten Ziele sind nach wie vor "Klassiker" wie die Kanarischen Inseln oder Spanien insgesamt, aber auch Länder wie Malta oder Marokko. Wer noch weiter weg möchte, der entscheidet sich oft für Ziele wie Dubai oder auch Südafrika. Auch City-Trips liegen im Trend: Besonders beliebt ist anscheinend New York. Wobei das zumindest "wettertechnisch" ein schlechter Tausch wäre, in den USA werden eisige Temperaturen erwartet.
"Wir sind jedenfalls vorbereitet", sagte in der VRT Ihsane Chioua Lekhli, Sprecherin des Brussels Airport. "Wir wissen, dass es heute großen Andrang geben wird. Und entsprechend haben wir unsere Kapazitäten und unsere Personalstärke angepasst."
Nur liegt eben nicht alles in der Hand der Flughafenverantwortlichen. Sie sind bis zu einem gewissen Maß von externen Faktoren abhängig. Und da müssen alle Rädchen ineinandergreifen. Bei einem dieser Rädchen konnte man sich da nicht so sicher sein, denn die Polizeigewerkschaften haben zu neuen Protestaktionen aufgerufen.
Gehaltsaufbesserungen und Schutz vor Gewalt
"Wir verlangen Respekt", sagte in der RTBF Philippe Bailly von der Polizeigewerkschaft SLFP. "Wir fordern Vertragstreue und Maßnahmen, um den Beruf für junge Menschen attraktiver zu machen. Wir fordern eine angemessene Betreuung für Kollegen, die das Opfer von Gewalt werden und wir fordern ein vernünftiges Renteneinstiegsalter."
"Vertragstreue", damit spielt der Gewerkschafter darauf an, dass die Regierung ihre Unterschrift unter ein Abkommen zurückgezogen hat. Denn eigentlich hatten sich die Polizeigewerkschaften mit der Innenministerin insbesondere auf Gehaltsaufbesserungen geeinigt. Das wurde aber aufgeschoben, was bei den Polizisten natürlich ganz schlecht angekommen ist.
Der Mord an dem 29-jährigen Kollegen Thomas Montjoie hat das Fass dann überlaufen lassen und den Unmut innerhalb der Polizei wirklich auf die Spitze getrieben. Die Gewerkschaften führen denn auch seit einigen Wochen immer wieder kleinere und größere Protestaktionen durch. Am Freitag sollen die sich eben auf die Flughäfen konzentrieren.
In der Praxis dürfte das darauf hinauslaufen, dass die Beamten bei der Sicherheitskontrolle zeitweise "Dienst nach Vorschrift" verrichten, ein Bummelstreik also. Die Gewerkschaften wollen dabei aber offensichtlich dann doch nicht das absolute Chaos produzieren.
"Wir werden versuchen, dafür zu sorgen, dass niemand seinen Flug verpasst", versprach in der VRT Carlo Medo von der Gewerkschaft SNPS. "Wir werden im Grunde nur Handzettel verteilen, in denen wir noch einmal auf unsere Probleme und Anliegen aufmerksam machen. Wobei nicht auszuschließen ist, dass die frankophonen Kollegen ein bisschen energischer protestieren werden."
Frühzeitig am Flughafen erscheinen
Medos Versprechen scheint zumindest im Moment noch weitgehend eingehalten zu werden. Laut Medienberichten kam es zumindest am Brussels Airport bis Freitagmittag noch zu keinen größeren Behinderungen.
Nichtsdestotrotz appellieren die Verantwortlichen an die Passagiere, möglichst frühzeitig zum Flughafen zu kommen. Auf der Webseite des Brussels Airport gebe es da sogar spezifische Infos zu jedem Flug, sagt Sprecherin Ihsane Chioua Lekhli.
Am Flughafen Charleroi sind die Proteste laut Medienberichten etwas spürbarer. Die Abfertigung der Passagiere in der Abflughalle verlaufe schleppender als sonst, hieß es.
Alles bleibe aber durchaus im grünen Bereich. Vor allem, weil viele Fluggäste wirklich früh genug zum Flughafen gekommen seien. In aller Regel steht dem Plan, wegzufliegen, also nichts im Wege.
Roger Pint