Schaut man auf die Zahlen des Gesundheitsinstituts Sciensano, dann sind derzeit tatsächlich Grippe, RSV aber auch Corona wieder auf dem Vormarsch. Virologe Steven Van Gucht sagt in De Standaard, dass das für diese Jahreszeit aber ganz normal sei. Man dürfe nicht vergessen, dass es solche Anstiege auch vor der Corona-Pandemie gegeben habe.
Lage in den Krankenhäusern
Auch in den Krankenhäusern gibt es viele Menschen, die mit Atemwegsinfektionen auf den Stationen liegen. Vor allem die sogenannten RSV-Infektionen sind stark vertreten. Dieses Virus macht den Großteil aus - vor allem bei Kindern und Älteren. Steven Van Gucht geht aber davon aus, dass hier die Fallzahlen zurückgehen werden und stattdessen die Grippe auf dem Vormarsch ist.
Es gibt laut Van Gucht aber auch eine stetig wachsende Zahl von bakteriellen Infektionen wie Streptokokken. Die beginnen im Hals und können sich dann auf die Lunge setzen und dort eine Lungenentzündung auslösen. 3.500 Betten sind in den Krankenhäusern noch frei - wenig, aber für die Jahreszeit normal, heißt es.
Wirksamkeit der Impfung
Wie gut eine Grippeimpfung wirkt, ist von Jahr zu Jahr verschieden. Jedes Jahr muss man abwarten, wie gut die Impfung wirkt. Das hängt davon ab, welche Grippeviren sich im Jahr durchsetzen und zirkulieren. In Europa ist das derzeit hauptsächlich der Stamm H3N2 und tatsächlich haben die Impfstoffe diesen Stamm in den letzten Jahren schlechter in Schach halten können als andere Stämme. Das liegt daran, dass H3N2 meist stärker mutiert und damit die Impfstoffe unterläuft.
Die Vermutung, dass wir durch die Corona-Maßnahmen wie Maskentragen unserem Immunsystem geschadet haben, ist laut Van Gucht ein Irrglaube. Unser Immunsystem funktioniere genauso gut wie vor Corona: Wenn wir eine Infektion bekommen, reagiert unser System genauso wie vor der Corona-Pandemie. Es habe also keinen Schaden bekommen.
Nachholeffekt
Was aber auch richtig ist: Dass wir in den letzten zwei Jahren weniger Kontakt zu bestimmten Viren hatten und dadurch auch weniger Antikörper dagegen haben und dadurch wiederum möglicherweise anfälliger für eine Infektion sind. Daher sprechen die Virologen auch von einem Nachholeffekt.
Der Lungenarzt Bart Lambrecht vom Unikrankenhaus Gent veranschaulicht den Nachholeffekt am Mittwoch in Het Laatste Nieuws: Wenn in der Schule gerade ein Virus zirkuliert und man sein Kind erst mal zu Hause lässt, damit es sich nicht ansteckt, dann wird es sich dennoch anstecken, sobald es wieder in die Schule geht.
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