Die Einladung des für die Wissenschaftspolitik zuständigen Staatssekretärs Thomas Dermine bringt es eigentlich gut auf den Punkt: Mehr denn je müssen wir den Klimawandel in all seinen Facetten begreifen lernen. Nur so kann es uns gelingen, die zahlreichen Herausforderungen, die er auch für unsere Gesellschaft bedeutet, erfolgreich zu bewältigen und Lösungen zu finden. Eine zentrale Rolle in der belgischen Strategie dazu soll künftig das neue Klimazentrum spielen.
Die neue Einrichtung ist neben dem bekannten Königlichen Meteorologischen Institut (KMI) in Uccle angesiedelt. Es wird in Zukunft die klima-relevanten Forschungsaktivitäten der föderalen wissenschaftlichen Institutionen zusammenfassen und koordinieren – also des KMI, des Instituts für Weltraum-Aeronomie, der Königlichen Sternwarte, des Königlichen Belgischen Instituts für Naturwissenschaften, des Königlichen Museums für Zentralafrika und des Gesundheitsinstituts Sciensano.
Interdisziplinäre Forschung
Das Klimazentrum wird außerdem auch eine strukturelle Zusammenarbeit mit Universitäten und Klima-Forschungszentren aufbauen. Durch gegenseitige Ergänzung und interdisziplinäre Forschung soll die belgische Klimaforschung so auf ein noch höheres Niveau gebracht werden.
Klimaforschung umfasse nicht nur etwa Meteorologie, betonte die operative Leiterin des Klimazentrums, Ella Jamsin, gegenüber der RTBF. Geforscht werde im Klima-Kontext auch an allem, was mit dem Leben zu tun habe, also etwa auch im Bereich Sozial- und Geisteswissenschaften.
Das Ziel sei letztlich, möglichst viel zur Lösung der Probleme des Klimawandels beizutragen. Das bedeute, Antworten zu finden auf die Fragen der Politik und auch für die Bedürfnisse der Wirtschaft. Die Maßnahmen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen beziehungsweise sich an ihn anzupassen, müssten so effizient wie möglich sein.
Dazu müsse ein größtmöglicher Nutzen aus den vorhandenen wissenschaftlichen Kenntnissen gezogen werden. Aktuell existiere zwar bereits Klima-Wissen, so Valérie Trouet vor der Einweihung gegenüber der VRT. Sie ist die wissenschaftliche Leiterin des Klimazentrums. Aber diese Informationen seien über verschiedene Institute und Universitäten verteilt.
Informieren
Diese Informationen an einem Ort zusammenzubringen werde nicht nur dabei helfen, der Forschung eine Richtung zu geben. Sondern auch, um die Öffentlichkeit besser über die Problematik zu informieren und sie auch dafür zu sensibilisieren.
Es sei wichtig, einen zentralen Ort zu haben, an dem Bürger, Gemeinschaften und Unternehmen Informationen über das Klima finden könnten und dies auch wüssten – das neue Klimazentrum eben.
Auch Staatssekretär Thomas Dermine hob die große Bedeutung des neuen Klimazentrums hervor, unter anderem auch für die Wirtschaft beziehungsweise die essenzielle Infrastruktur des Landes: Das Klima werde immer wärmer, so Dermine. Das werde zwangsläufig Auswirkungen haben beispielsweise auf die Bahn oder auch Stromnetzbetreiber Elia. Gemeinsam mit dem Klimazentrum könnten sie diese Folgen studieren und dann wissenschaftlich fundierte Entscheidungen treffen. Das sei sehr wichtig, nicht nur für die Wissenschaftler, sondern für die gesamte Bevölkerung Belgiens.
Referenz in ganz Europa
Und als wären all diese Vorsätze und Pläne noch nicht Herausforderung genug, hat Dermine noch höher gesteckte Ziele: Er will das Klimazentrum zu einer echten Referenz in puncto Klimaforschung machen, gar zum größten Forschungszentrum über das Klima in ganz Europa. Allein ist er dabei mit seiner Vision zumindest nicht.
Brüssel sei ja schon eine europäische Referenz in Sachen Politik, so der bekannte Solar-Weltumflieger, Forscher und Umweltaktivist Bertrand Piccard, der als Ehrengast bei der Einweihung anwesend war. Wenn es das auch in Sachen Klima hinbekäme, dann wäre das doch großartig. Und entsprechende Wissenschaftler mit Renommée gebe es hier ja bereits.
Boris Schmidt