"Die Vier-Tage-Woche tritt in Kraft". Bei dieser Meldung mag so mancher vielleicht zunächst gejubelt haben. Und andere könnten sich deswegen an ihrem morgendlichen Kaffee verschluckt haben. Das Problem ist nämlich, dass man diesen Begriff unterschiedlich deuten kann.
Für die Gewerkschaften ist die Forderung nach einer "Vier-Tage-Woche" gleichbedeutend mit einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Konkretes Beispiel: Gehen wir mal von einer 38-Stunden-Woche aus. Spricht ein Gewerkschafter von einer Vier-Tage-Woche, dann meint er in der Regel damit, dass man nur noch vier Tage arbeiten muss und dass aber entsprechend nicht mehr 38 Stunden, sondern nur noch etwas mehr als 30 Arbeitsstunden geleistet werden müssten. Und das - und das ist entscheidend - bei gleichem Gehalt. Auf eine simple Formel reduziert: Eine Vier-Tage-Woche bedeutet in der Welt der Gewerkschaften eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.
Wenn in Belgien jetzt eine Vier-Tage-Woche eingeführt wird, dann ist damit aber etwas anderes gemeint. Klar: Wie der Name es schon vermuten lässt, besteht die Woche dann auch nur noch aus vier Arbeitstagen. Nur wird die Wochenarbeitszeit eben nicht beschnitten. Heißt also: Die Arbeitstage werden länger. Rund neuneinhalb Stunden wären es dann.
Gewerkschaften verärgert
Eine klassische Begriffsverschiebung also. Und genau das ärgert allen voran die sozialistische Gewerkschaft FGTB. Eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit sei quasi vorgezeichnet, ist FGTB-Chef Thierry Bodson überzeugt. Aus wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Gründen führe daran eigentlich kein Weg vorbei. Was die Regierung jetzt mache, nämlich einfach die Wochenarbeitszeit auf vier Tage zu komprimieren, das sei hingegen ein Dolchstoß für diese langjährige Gewerkschaftsforderung, sagte Bodson in der RTBF.
Was Bodson wohl auch damit meint: Durch besagte Begriffsverschiebung wird die Forderung der Gewerkschaften nach einer Vier-Tage-Woche sinnentleert: Sie fordern etwas, das es eigentlich schon gibt, meinen aber etwas anderes. Kurz und knapp: Die Gewerkschaften werden sich ein neues Schlagwort suchen müssen.
Beantragen heißt nicht bekommen
Gut: Die Vier-Tage-Woche "à la Vivaldi" ist jetzt also da. Arbeitnehmer in Privatunternehmen können demnach also beantragen, ihre Regelarbeitszeit nur noch an vier Tagen pro Woche zu leisten. Beantragen heißt aber nicht bekommen. Der Arbeitgeber ist nicht dazu gezwungen, das zu bewilligen, muss allerdings im Falle einer Ablehnung diese begründen.
Das kann zum Beispiel organisatorische Gründe haben, sagte Jean-Paul Erhard, Geschäftsführer der Plattform "Peoplesphere", die auf Personalmanagement spezialisiert ist. Für manche Arbeitsstellen ist eine Vier-Tage-Woche kein Problem; bei anderen passt sie einfach nicht zur Jobbeschreibung.
Hinzu kommt: Bei kleinen Teams kann das schnell richtig kompliziert werden. Banales Beispiel: Im schlimmsten Fall wäre am Ende etwa am Freitag niemand mehr am Arbeitsplatz.
Was aber nicht bedeutet, dass sich die Arbeitgeber hier schon eingemauert hätten, beteuert sinngemäß Olivier de Wasseige, Generaldirektor des wallonischen Unternehmerverbandes UWE. Erstmal zeigten Befragungen, dass gar nicht so viele Mitarbeiter eine solche Regelung beantragen würden. Also, wenn überhaupt, dann sei das Problem überschaubar. Generell empfehle die UWE ihren Mitgliedern, mit den betreffenden Mitarbeitern zu sprechen, um gemeinsam nach individuellen Lösungen zu suchen.
Fallstricke
Abgesehen von ihren prinzipiellen Bauchschmerzen warnen die Gewerkschaften ihrerseits vor bösen Fallstricken. In diesen Krisenzeiten mit ihren astronomisch hohen Energiepreisen kann der eine oder die andere in die Versuchung kommen, den zusätzlichen freien Tag zu nutzen, um mehr Stunden zu kloppen oder sich noch einen zusätzlichen Job zu suchen, sagte etwa Selena Carbonera in der RTBF.
Heißt: Den einen oder die andere müsste man vielleicht vor sich selber schützen. Eigentlich umfasst das Gesetz aber schon entsprechende Sicherheitsriegel. Im Prinzip ist eine Umstellung auf die Vier-Tage-Woche auf sechs Monate befristet, sie kann aber verlängert werden.
Roger Pint
Bekloppter hätte man das Thema gar nicht angehen können.
Politische Vereine drängen in soziale Ebenen und kreieren etwas, um das sie nie gefragt worden sind.
Eine Bevormundung und Themen ins Spiel bringen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Einfach nur widerlich.
Gewerkschaften wie politische Vereine sollten einen Maulkorb vorgebunden bekommen.
Das System stimmt nicht mehr.