In weiten Teilen der Provinzen Namur und Luxemburg stand der Bahnverkehr komplett still. Auch in Wallonisch-Brabant fuhr kein Zug. In der gesamten Wallonie war das Nahverkehrsnetz der TEC stark beeinträchtigt. Vor allem im Bezirk Lüttich-Verviers blieben die meisten Busse in den Depots. In Brüssel wurde lediglich eine einzige Metrolinie bedient.
Am Flughafen von Zaventem fielen 223 Flüge aus. In Charleroi wurden alle 120 Flugverbindungen gestrichen. Betroffen waren 20.000 Passagiere. Am Drehkreuz Lüttich Bierset wurden die Zufahrtswege von Streikposten blockiert. Bei der Post blieb rund ein Drittel der Filialen am Mittwoch geschlossen. Das wird auch in den kommenden Tagen noch zu Verzögerungen bei der Post- und Paketzustellung führen.
In rund zwei Dritteln der Krankenhäusern wurde lediglich ein Notbetrieb aufrecht gehalten. Gestreikt wurde auch bei den Gefängniswärtern, an den Häfen und in zahlreichen Industriebetrieben. Im verarbeitenden Gewerbe legten rund 40 Prozent der Belegschaft die Arbeit nieder. Bei Volvo Cars in Gent stand die Produktion still, da nicht genügend Personal anwesend war.
Die beiden größten Gewerkschaften des Landes zeigten sich mit der Streikbeteiligung zufrieden. Der Vorsitzende der FGTB-Gewerkschaft, Thierry Bodson, erinnerte an die Forderungen der Sozialpartner: So forderte er für Belgien eine Preisobergrenze für Energie nach dem Vorbild von Deutschland und Frankreich. Außerdem müssten Maßnahmen beschlossen werden, um die Kaufkraft zu steigern und es brauche eine Überarbeitung der Lohngesetze.
Kritik der Arbeitgeber
Die Arbeitgeber haben heftige Kritik an dem Streik- und Aktionstag der Gewerkschaften geübt. Sie erklärten, in diesen schwierigen Zeiten seien Streiks unverantwortlich. Für den Vorsitzenden des Arbeitgeberverbands FEB, Pieter Timmermans, ist die Haltung der Gewerkschaften kontraproduktiv. Zunächst hätten die Sozialpartner sich gegen den Lohntarif gestellt. Steigende Lohnkosten bedeuteten aber für die Unternehmen, dass sie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Schon jetzt büße man Marktanteile im Ausland durch die hohen Lohnkosten ein. Nun würden die Menschen für mehr Kaufkraft streiken. Dabei habe die Regierung im vergangenen Monat fünf Milliarden frei gemacht, um die hohen Energierechnungen der Bürger zu senken. Jetzt würden die Betriebe bestreikt. Doch die Unternehmen seien es, die in dieser schwierigen Situation "die Karre aus dem Dreck ziehen" müssten. Sie müssten dafür Sorge tragen, dass die Jobs bestehen bleiben, so Timmermans.
Dem Streik- und Aktionstag hat sich auch eine Reihe Selbstständiger angeschlossen. So reiste eine Delegation der Vereinigung Lütticher Geschäfte nach Brüssel, um ihrem Unmut über die steigenden Kosten Luft zu machen. Alle säßen im selben Boot, so der Vorsitzende der Lütticher Geschäfte, Jean-Luc Vasseur. Man habe die gleichen Sorgen wie alle anderen.
Für die Vereinigung Wallonischer Unternehmen (Uwe) ist klar, dass auch die Unternehmen Opfer der Energiekrise sind. Es sei nicht richtig, dass mit dem Streik die Unternehmen angeprangert würden. Der flämische Unternehmerverband Voka ging einen Schritt weiter: Der Streik würde die Wirtschaft und die Kaufkraft von morgen in Gefahr bringen.
Generalstreik auch in Ostbelgien: "Löhne rauf, Energiekosten runter"
belga/kwa/vrt/est/dop