Nach einem erfolgreichen Sommer blickt die Branche auch sehr zufrieden auf die Herbstferien. Eigentlich habe man wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Trotz der nicht gerade optimistisch stimmenden Weltlage ist die Reiselust offensichtlich ungebrochen und viele Belgier haben die Herbstferien für einen Kurzurlaub genutzt.
"Wenn wir mit dem Herbst 2019 vergleichen, also dem letzten Vor-Corona-Herbst, dann kann man nur feststellen, dass wir genau dieses Niveau wieder erreicht haben", sagte in der VRT Piet Demeyere, Sprecher des Reiseveranstalters Tui. Es ist, als hätte es die Corona-Krise nicht gegeben.
Das ist umso erstaunlicher, als die Pandemie ja fast sofort abgelöst wurde durch eine neue Krise: Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Energiepreise auf bisher nicht gekannte Höhen getrieben. Die Folge: eine nach wie vor zweistellige Inflationsrate.
Belgier geben 13 Prozent mehr für Urlaub aus
Auch Reisen ist teurer geworden. Alles andere wäre überraschend gewesen. Aber auch das hat offensichtlich die Belgier nicht davon abgehalten, ihre Koffer zu packen und in die Sonne zu fliegen. "Die Belgier haben in diesen Herbstferien tatsächlich 13 Prozent mehr für ihre Urlaubsreise ausgegeben", bestätigt Piet Demeyere von Tui. "Das entspricht aber im Wesentlichen der Inflation. Heißt also, dass die Menschen ihr Urlaubsbudget den Gegebenheiten anpassen. Von irgendwelchen Sparanstrengungen merken wir jedenfalls nichts", sagt der TUI-Sprecher.
Das merkt man auch daran, dass die Belgier wieder mehr ins nicht-europäische Ausland verreisen. Denn in diesem Jahr gehörten auch Länder wie Ägypten, Tunesien und Marokko zu den bevorzugten Reisezielen. Wobei die Spitzenreiter nach wie vor Griechenland und vor allem Spanien sind.
Tui ist der größte der in Belgien operierenden Reiseveranstalter, kann also als Barometer dienen. Konkurrent Sunweb zieht aber auch schon eine ähnlich positive Bilanz. "Wir können nur feststellen, dass die Menschen sich den Urlaub nicht nehmen lassen wollen", sagte der Sunweb-Geschäftsführer Mattijs ten Brink in der VRT. "Und sie finden die Zeit und die Mittel dafür."
Sunweb steht jedenfalls sogar besser da als noch vor drei Jahren. Wobei der Sunweb-Geschäftsführer durchaus damit rechnet, dass es auf Dauer Verschiebungen geben könnte. "Mittelfristig werden wir womöglich sehen, dass sich die Menschen dann doch verstärkt für günstigere Reiseziele entscheiden", sagt Mattijs ten Brink, "also Griechenland statt Spanien oder die Türkei statt Griechenland."
Die Branche blickt jetzt schon mit Spannung auf die Wintersport-Saison. Ein Ski-Urlaub ist auch schon wieder zehn Prozent teurer geworden. Aber offensichtlich gibt es immer noch sehr viele Menschen, die auf ihren Urlaub nicht verzichten wollen, und die auch bereit und in der Lage sind, den Preis dafür zu zahlen.
Roger Pint