Der vielleicht wichtigste Punkt zuerst, bevor es unnötigen Frust gibt: Nicht alle 16- und 17-Jährigen können die neue Möglichkeit nutzen. Die Aktivierung ist nur möglich für Jugendliche, die über eine Bankkarte einer der Großbanken verfügen, so Sylvie Vandevelde von Itsme in der VRT. Also Bankkarten von Belfius, BNP Paribas Fortis, ING, CBC, KBC, Fintro und Hello Bank.
Das hat auch einen triftigen Grund: Nur diese Banken haben ein entsprechendes System entwickelt, um über ihre Bankkarten einen Itsme-Account anlegen zu können. Die übrigen Banken haben das nicht getan, sie setzen auf den Personalausweis. Vandevelde rechnet auch nicht damit, dass diese kleineren Banken ihr System in Zukunft noch umstellen werden.
Eine andere Frage, die man sich stellen kann, ist, warum 16- bis 18-Jährige dann nicht einfach ihren elektronischen Personalausweis, die eID, nutzen können, um Itsme zu aktivieren. Über-18-Jährige können das nämlich. Die Antwort darauf ist technischer beziehungsweise prozeduraler Art, wie die Itsme-Sprecherin erklärt. Der letzte Schritt bei der Aktivierung von Itsme mittels des elektronischen Personalausweises ist die elektronische Unterschrift - die dürfen Minderjährige nicht leisten. Tatsächlich ist es auch so, dass die Option dafür auf ihren Personalausweisen deaktiviert ist und erst mit Erreichen des 18. Lebensjahrs aktiviert werden kann. Bleibt also nur der Weg über die genannten Bankkarten. Allerdings müsse zur Aktivierung von Itsme der elektronische Personalausweis vor Kurzem in der Bank ausgelesen worden sein, betont Vandevelde.
Am besten sei es also, im Zweifelsfall noch einmal kurz dafür in seiner Bank vorbeizugehen. Danach sei es dann eigentlich nur noch eine Frage des Befolgens der Schritte in der App. Soweit zur Frage des "Wer" und "Wie".
Online-Verwaltungsaufgaben
Kommen wir zur Frage des "Warum eigentlich". Oder anders gesagt: Wozu können 16- bis 18-Jährige Itsme praktisch nutzen? Junge Menschen hätten schon einiges an Verwaltungsaufgaben online zu erledigen. Zum Beispiel, um sich bei "Student@Work" einzuloggen und online sehen zu können, wie viele Stunden sie noch zu ermäßigten Sozialbeiträgen arbeiten dürfen. Oder um über "Beldrive" einen provisorischen Führerschein zu beantragen.
Auch eine Banking-App mit Itsme können sie natürlich anlegen. Sicher nicht zuletzt ist da auch noch die Einschreibung an einer Universität. Auch dabei sei man meist noch 17, so Vandevelde. Und natürlich auch für sehr viele andere Dienste, die bislang nur Erwachsene mit Itsme nutzen konnten.
Reduzierung der "digitalen Kluft"
Itsme hat mit der Alterssenkung aber auch noch ein anderes Ziel im Visier, nämlich die Reduzierung der sogenannten "digitalen Kluft" bei jungen Menschen. Dieser Begriff beschreibt das Problem, dass nicht alle Menschen die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien gleich gut zu nutzen wissen und ihnen dadurch Nachteile entstehen können.
Studien belegten, dass junge Menschen zwar sehr fit seien mit ihrem Smartphone und allen möglichen Apps wie etwa Instagram oder TikTok. Aber mit der Online-Verwaltung, auch oft als E-Administration oder E-Government bezeichnet, hätten sie oft noch Hilfe nötig. Die Jugendlichen von heute seien die Erwachsenen von morgen. Deswegen wolle man sie mit Itsme nun früher aktivieren und fitmachen für die spätere, eigenständige Nutzung der E-Government-Möglichkeiten und -Werkzeuge.
Boris Schmidt