Noch ganz früh am Morgen war nicht klar, wie es am Dienstag laufen würde am Flughafen Charleroi. Da war nur bekannt, dass die Gewerkschaften der Sicherheitsfirma doch noch weiter streiken wollten. Wie genau, hatten sie nicht angekündigt. Als dann die ersten Reisenden schon vor 5 Uhr an den Flughafen kamen, war klar: Auch am Dienstag würde es ein schwieriger Tag werden.
Flughafenchef Philippe Verdonck fasste am Dienstagvormittag gegenüber der VRT zusammen, wie es am Flughafen um 5 Uhr ausgesehen hatte: "Die Abflughalle war brechend voll", erzählt er. "Dann ist die Polizei gekommen, um die Eingangstüren zu schließen, um die Menschen nur einzeln hineingehen zu lassen. Aber wenn ich jetzt hinter mich schaue, ist die Situation immer noch katastrophal."
Anders als am Montag waren zwar die Kreisverkehre auf den Zufahrtstraßen zum Flughafen nicht blockiert. Aber ein Großteil der Mitarbeiter der streikenden Sicherheitsfirma war nicht zur Arbeit erschienen. Diejenigen, die doch zur Arbeit gekommen waren plus Ersatzpersonal, reichten nicht aus, um dem Ansturm der Reisenden gerecht zu werden.
"Das Problem ist, dass wir nicht alle Menschen auf einmal in die Abflughalle lassen können", erklärte Flughafen Generalsekretär Hervé Fransens. "Denn dafür ist die Abflughalle nicht konzipiert. Sie ist für fließende Menschenströme konzipiert. Die Polizei gibt also ihr Bestes, um möglichst viele in die Halle zu lassen. Aber unter Beachtung von Sicherheitsvorschriften."
Keine Abflüge am Mittwoch
Viele Flugzeuge hoben deshalb auch am Dienstag ohne einen Großteil ihrer gebuchten Passagiere von der Startbahn ab. Um 14 Uhr stellte der Flughafen allerdings den Betrieb für startende Flüge komplett ein.
Am Mittwoch soll der Flughafen von vornherein den ganzen Tag für abfliegende Passagiere geschlossen bleiben. Alle Zufahrtswege werden gesperrt, um Chaos zu vermeiden. Alle Flugzeuge starten leer. Ankommende Maschinen sind weiter nicht von Einschränkungen betroffen.
Sicherheitsfirma verärgert
Auslöser des Streiks ist der Plan der Flughafenleitung, eine zweite Sicherheitsfirma mit den Personenkontrollen beauftragen zu wollen. Die aktuell am Flughafen arbeitende Firma fürchtet die Konkurrenz. Was Flughafenchef Verdonck nicht versteht. Gegenüber der RTBF sagte er: "Sie sagen, dass sie Angst um ihre Arbeitsbedingungen haben. Das ist nicht nötig. Denn Arbeitsplätze und Gehälter sind geschützt und zudem gab es Perspektiven, nachdem die Aktivitäten am Flughafen wirklich wieder gut angelaufen sind. Ich verstehe nicht, was sie jetzt wollen."
Die Sicherheitsfirma beklagt allerdings auch, dass sie erst bei der Ausschreibung für die Konkurrenz von den Plänen des Flughafens erfahren habe. Außerdem sind die Gewerkschaften der Firma sauer, dass angeblich niemand von der Flughafenleitung am Montag irgendwie mit ihnen in Kontakt getreten sei.
Deshalb haben die Gewerkschaften angeblich Adrien Dolimont kontaktiert, den MR-Minister, der in der wallonischen Regierung für den Flughafen Charleroi verantwortlich ist. Am frühen Dienstagnachmittag hieß es, dass um 17 Uhr ein Treffen zwischen Dolimont und den Gewerkschaften stattfinden sollte.
Die Flughafenleitung hofft, dass am Donnerstag wieder alles nach Plan läuft.
Kay Wagner