"Deutsch ist eine der drei Landessprachen Belgiens, das ist schon einmal ungewöhnlich", antwortet Leuschner auf die Frage, wie es aus seiner Sicht um die deutsche Sprache in Belgien steht. Schade sei allerdings, dass die deutsche Sprache trotz dieser Stellung als offizielle Amtssprache in den beiden anderen Landesteilen "relativ wenig wahrgenommen" werde. Wobei die Aufmerksamkeit in Flandern noch ein bisschen stärker sei als in der Wallonie. Dass sei auch deshalb zu bedauern, weil die deutsche Sprache gerade auf dem Arbeitsmarkt doch eine wichtigere Rolle spiele als oft angenommen.
Immerhin sei zurzeit im Bildungswesen eine leichte Tendenz zu erkennen, die deutsche Sprache zu fördern: In Wallonien wird diskutiert, Deutsch oder Niederländisch in einigen Jahren als Pflichtfach schon in der Grundschule einzuführen. "Wir hoffen, dass das auch ein bisschen in den Vorteil von Deutsch ausschlägt", kommentiert Leuschner.
Mehr Förderung in Flandern
In Flandern sei der Trend anders. Hier soll Deutsch in einem neuen Lernbereich "Moderne Sprachen" als Pflichtfach eingeführt werden. Das sei natürlich "gut für Deutsch, eine deutliche Stärkung". Allerdings werde das kaum dazu führen, dass Deutsch als Handels- und Wirtschaftssprache deutlicher wahrgenommen werde. Denn in den wirtschaftlichen Fächern bleibe die Sprache weiter am Rande und habe dort sogar die Tendenz, zu verschwinden.
An der Universität halte sich das Interesse am Fach Germanistik und damit auch der deutschen Sprache "relativ gut" in einem Umfeld, in dem das Interesse an Sprachen leicht rückläufig sei. Auf lange Zeit betrachtet seien aber auch an der Universität Gent die Zahl der Germanistikstudenten zurückgegangen. In besten Zeiten, um 2000 herum, gab es in Gent um die 100 Studenten im ersten Jahr. Jetzt liege die Zahl um die 30, was schon gut sei. "Wobei es natürlich immer mehr sein dürfte", schiebt Leuschner hinterher.
Nischendasein
Warum Deutsch ein solches Nischendasein in Belgien führe, begründet der BGDV-Präsident wie folgt: Zum einen sei viele Jahre lang viel Werbung gerade für naturwissenschaftliche Fächer gemacht worden, worunter dann die Sprachen gelitten hätten. Dabei werde aber vergessen, welche wichtige Rolle Deutsch im Arbeitsmarkt einnehmen können in Belgien. Das sei zu bedauern.
Deutsch habe auch den Ruf, eine schwierige Sprache zu sein. "Das hat vor allem damit zu tun, dass Deutsch dem Niederländischen relativ ähnlich ist und man dann beim Lernen einen gewissen Enttäuschungseffekt erlebt, wenn man merkt, dass Wörter, die ganz ähnlich sind, dann aber so eine blöde Endung kriegen müssen."
Die deutsche Nazi-Vergangenheit will Leuschner nicht mehr wirklich als Grund für die Berührungsängste mit dem Deutschen gelten lassen. Das spiele bei der jungen Generation kaum noch eine Rolle.
Bewusstsein schaffen
Von der "Woche für Deutsch" erwartet sich Leuschner, dass sich die Öffentlichkeit der Bedeutung der deutschen Sprache bewusst wird. Und auch, dass Lehrer, die Deutsch in Schulen unterrichten, durch die gemeinsamen Aktivitäten bestärkt werden in ihrem Bewusstsein, dass sie nicht alleine sind, sondern es einen Verband - Institutionen wie die Botschaft, das Goethe-Institut und andere gibt -, die sie unterstützen.
Und außerdem, dass Leute merken, "wie zugänglich Deutsch ist und nicht immer das Schwierige, sondern das Leichte sehen".
Kay Wagner