Die ominöse "Überhitzung des belgischen Immobilienmarktes", von der jahrelang die Rede war, nun, das war einmal. Zumindest vorläufig. Zwischen Januar und August dieses Jahres wurden spürbar weniger Haus- bzw. Wohnungskredite abgeschlossen. Im Durchschnitt beläuft sich das Minus auf etwas mehr als 20 Prozent, ein Fünftel also.
Es gibt auffällige Unterschiede je nach Region: In der Wallonie wurden 25 Prozent weniger Hypothekendarlehen aufgenommen, in Brüssel hält sich der Trend mit einem Minus von 16 Prozent noch in Grenzen und Flandern liegt mit rund 20 Prozent im Durchschnitt.
Vor allem seit dem Monat Juni scheint sich der Immobilienmarkt deutlich abzukühlen. Im Sommer seien nur knapp 80.000 neue Haus- bzw. Wohnungskredite abgeschlossen worden, fast 30 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Diese Zahl liegt so niedrig wie seit der Bankenkrise von 2008 nicht mehr, berichtet die Wirtschaftszeitung L'Echo.
Ursache für diesen Trend sei ganz eindeutig der Anstieg der Kreditzinsen, zitiert die Zeitung Experten. Und das sorge unter anderem auch dafür, dass das zur Verfügung stehende Budget kleiner werde, und zwar um 10 bis 15 Prozent. Und obendrauf komme dann nochmal die aktuelle Energiekrise. Dies werde auch dazu führen, dass die potenziellen Käufer, viel mehr als bislang, auf die Energieeffizienzklasse einer Wohnung achten werden. Entsprechend würden wohl vor allem die Preise für schlecht gedämmte Immobilien mittelfristig sinken.
Roger Pint