Es hört sich dramatisch, was Vincent Van Quickenborne am Samstag auf einer Festveranstaltung in Kortrijk per Videobotschaft erzählte: "Am Donnerstagnachmittag habe ich einen Telefonanruf vom föderalen Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw erhalten. Er hat mir gesagt, dass es einen Plan gebe, mich zu entführen".
Per Video sprach der Justizminister nur deshalb zu den Besuchern des Festes, weil er zu dieser Zeit schon unter Polizeischutz stand. Darauf hatte die Staatsanwaltschaft gedrängt. Wo genau der Minister sich mit seiner Familie aufhält, ist unbekannt. Zu den Festbesuchern er lediglich: "Zum Glück geht es uns gut. Wir sind sicher und befinden uns in guten Händen".
Was sich einerseits so spektakulär anhört und sicher auch ist, ist auf der anderen Seite letztlich gar nicht so selten, wie man vielleicht annehmen könnte. Das sagte am Montagvormittag eine Sprecherin des Nationalen Krisenzentrums, das den Personenschutz in Belgien koordiniert. "Zurzeit haben wir 204 offene Fälle, die wir betreuen. Und bei einem Fall können auch durchaus mehrere Menschen von dem Schutz betroffen sein."
204 Fälle heißt also in der Praxis mehr Personen als nur 204. Allein das Beispiel von Van Quickenborne macht das deutlich: Bedroht wird der Minister, unter Schutz steht aber auch seine engste Familie, also gleich mehrere Personen.
Wie genau Van Quickenborne und seine Familie beschützt werden oder auch die anderen aktuell 203 Fälle in Belgien, verrät das Nationale Krisenzentrum nicht. "Das sind Dinge, über die wir nicht kommunizieren können", sagt die Sprecherin. "Denn das gehört auch zur Schutzmaßnahme dazu: Nicht mitzuteilen, was genau gemacht wird."
Van Quickenborne ist auch nicht der einzige Politiker, der in jüngerer Vergangenheit wegen Drohungen gegen seine Person von Polizeischutz profitiert. Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever und seine Familie wurden auch schon geschützt - ähnlich wie Van Quickenborne auch wegen seiner Bemühungen im Kampf gegen die Drogenmafia. Der ehemalige Staatssekretär für Migrations- und Asylpolitik, Theo Francken, bekam zeitweise Polizeischutz. Diesen Sommer mussten sowohl die flämische Umweltministerin Zuhal Demir als auch der wallonische Klimaminister Philippe Henry von der Polizei geschützt werden.
So ein Polizeischutz kann manchmal sehr lange dauern. Von den aktuell 204 Fällen in Belgien sind nur knapp 50 dieses Jahr dazugekommen. Alle andere Fälle wurden schon im vergangenen Jahr betreut. Ob Van Quickenborne sich also schon bald wieder so frei wie bis zum vergangenen Donnerstag in der Öffentlichkeit bewegen kann, scheint deshalb eher fraglich.
Kay Wagner
Die Dummheit nimmt auch in Belgien zu ! 204 Menschen müssen sich verstecken,
weil die Charakter & Hirnlosigkeit am aufbluehen ist.