77 % der Flamen, also mehr als drei Viertel der flämischen Bürger, haben Angst vor einer anhaltenden politischen Sackgasse. Sie sehen, dass die Welt auf Brüssel blickt. Die europäische Kommission, die OECD, der Internationale Währungsfonds, Rating-Agenturen: Alle warnen und drängen darauf, in diesen unsicheren Zeiten wieder eine vollwertige belgische Regierung an der Macht zu sehen.
76 % der Flamen wollen keine neuen Wahlen. Und genau die Hälfte glaubt, dass die sieben Parteien, die augenblicklich miteinander verhandeln, schließlich doch noch zu einem Regierungsabkommen finden werden. Damit sind die Bürger optimistischer als die Politiker selbst. 77 % sind der Meinung, dass ein neuer Urnengang unnütz ist, weil danach die gleichen Politiker das gleiche Problem lösen müssen. Überraschend ist, dass viele Bürger sich immer noch für die innenpolitische Entwicklung interessieren, immerhin 64 %.
Auffallend ist auch das große Vertrauen, das die Flamen in den königlichen Vermittler Johan Vande Lanotte setzen. Er erhält das Vertrauen von 72 % der Bevölkerung, denen vor allem seine Arbeitsmethode und seine Diskretion gefallen. Es ist bemerkenswert, dass Vande Lanotte in Flandern den N-VA-Vorsitzenden De Wever auf den zweiten Platz verdrängt hat. Dieser braucht sich aber nicht viel Sorgen zu machen, denn er kommt immerhin auf 69 %, und Vande Lanotte will ihm auf keinem Gebiet Konkurrenz machen.
De Wever selbst reagiert mit der Bemerkung, er gehöre zu jenen 77 %, die keine Neuwahlen wollen. Die neue Regierung müsse so schnell wie möglich gebildet werden und alle Probleme beherzt anpacken. Man müsse in den sauren Apfel beißen, solange dafür noch politischer Mut bestehe.
Der wahrscheinliche nächste Premierminister, PS-Präsident Di Rupo, genießt in Flandern nur das Vertrauen von 38 % der Bevölkerung, während 56 % ihm misstrauen. Di Rupo findet das ein gutes Resultat und sieht sich durch diese Umfrage bestätigt. Man müsse jetzt alles daran setzen, um ein solides Regierungsabkommen zu schmieden. Ende Februar wäre ein redlicher Termin.
Schlecht schneidet auch die cdH-Vorsitzende Milquet im nördlichen Landesteil ab: 13 % vertrauen ihr, 42 % nicht. Manche flämische Politiker schneiden aber nicht viel besser ab: So bringt es die SP.A-Vorsitzende Gennez auf 34 %, weniger als der Unterhändler von Groen!, Wouter Van Besien, mit 42 %, und der neue CD&V-Vorsitzende Wouter Beke mit 49 %. Jean-Marie Javaux von Ecolo ist in Flandern noch größtenteils unbekannt, er erhält dort das Vertrauen von 24 % der Bevölkerung.
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