Nach Corona gibt es jetzt eine Energiekrise und auch die Inflation verursacht finanziellen Stress. Viele Menschen spüren das in ihrem Portemonnaie oder befürchten, dass sie es noch spüren werden. Aber die Menschen sparen erstmal an den falschen Stellen, sagt die niederländische Buchhalterin Marjan Heemskerk, die seit Jahren in ihrem Blog ‚The Happy Financial über persönliche Finanzen schreibt.
Menschen würden in Panik ihre Aktien verkaufen oder auf die Wartung des Autos verzichten. Das sei aber nicht klug, weil dann das ganze Auto Schaden nehmen könne. Überhaupt sei es nicht der richtige Ansatz, bei den großen Dingen wie dem Auto zu sparen. "Das sind alles einmalige Einsparungen", sagt sie. Für sie sind es gerade die kleinen Einsparungen, die den Unterschied ausmachen, wie z. B. ein sparsamer Einkauf. Man ist ja oft im Supermarkt. Diese Ersparnisse kommen tatsächlich immer wieder.
Üben ist notwendig
Das Buch "Crisis" von Marieke Henselmans und der Finanzjournalistin und Wirtschaftswissenschaftlerin Erica Verdegaal empfiehlt eine "Geldkatastrophenübung". Man soll einen Monat lang versuchen, mit der Hälfte des Geldes auszukommen, das man normalerweise für variable Ausgaben wie Lebensmittel, Pflegeprodukte, Kleidung, Geschenke und Ausflüge ausgeben würde. Dabei könne man viel über die eigenen Finanzen lernen und sich selbst widerstandsfähiger machen.
"Für alle Katastrophen gibt es Übungen, egal ob es sich um eine Feuerübung oder eine Wiederbelebung handelt", sagt Henselmans. Dieses Üben sei notwendig, denn sonst erstarre man im Ernstfall durch Stress, weil so unser Gehirn funktioniere. Es reiche also nicht aus, etwas nachzulesen, um das Verhalten zu ändern, man müsse es auch anwenden. Das Gleiche gilt demnach auch für den Haushalt. Durch diese Übung wisse man, was zu tun ist, wenn die Geldkatastrophe eintritt.
Finanzieller Überblick
Man müsse aber grundsätzlich darauf achten, wie man finanziell dasteht, sagt Bloggerin Marjan Heemskerk. Oft sei die Ungewissheit die größte Quelle für Geldstress - und nicht der Mangel an Geld selbst. Es sei wichtig, sich Klarheit über die eigenen Geldangelegenheiten zu verschaffen, indem man seine Einnahmen und Ausgaben kennt.
So wie viele täglich ihre Instagram-App oder die Nachrichten-App öffnen, um ein wenig herumzuscrollen, sollte man auch mit der Bank-App verfahren, meint Heemskerk. Einfach öffnen und nachschauen, welcher Betrag abgebucht wurde. Da fällt bestimmt das ein oder andere auf.
Warum fehlt denn vielen Menschen überhaupt der finanzielle Überblick? Autorin Marieke Henselmans führt da Angst an - die Befürchtung, das alles nicht zu verstehen. Sie vergleicht das mit dem Schwimmen lernen. Das bereitet auch vielen Angst. Wenn man es durchs Üben aber nach und nach lernt, werde das auch Spaß machen.
Henselmans gibt noch einen Spiel-Tipp mit auf den Weg. Man kann mit seinem Partner zum Beispiel einen "Wer-kann-mehr-Sparen-Wettbewerb" machen. So hält man sich auch noch gegenseitig auf Trab.
morgen/mz/km