Das Wetter scheint sich in einer Art Endlosschleife zu befinden. Nach dem trockensten Monat Juli seit 1885, in dem die Temperaturen schon mit dem Allzeitrekord geflirtet haben, steht nun also eine Hitzewelle bevor. Man spricht sogar von der "wärmsten Woche des Jahres 2022".
"Ab jetzt wird es immer nur noch wärmer", sagte der VRT-Wetterfrosch Frank Deboosere. Am Montag bleibt es noch mehr oder weniger angenehm. Mitte der Woche werden die Temperaturen aber über 30 Grad steigen. Und ab Mittwoch gilt Hitzealarmstufe Orange und das erstmal bis Sonntag.
Am kommenden Wochenende seien stellenweise sogar 35 Grade zu erwarten, sagt Deboosere. Und eine Aussicht auf eine Abkühlung gebe es im Moment auch nicht wirklich. Denn auch Anfang der kommenden Woche würden immer noch Temperaturen von um die 30 Grad erwartet.
Einziger Lichtblick: Im August sind die Nächte länger - lang genug jedenfalls, um ein bisschen mehr Abkühlung zu bringen als vielleicht im Juli.
Code Orange
Ab Mittwoch gelten mit Code Orange die bekannten Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen, die mit einer Hitzewelle einhergehen. Allen voran natürlich der nachdrückliche Hinweis speziell an ältere Menschen, auf jeden Fall genug zu trinken.
Die Liste derer, die unter diesen Temperaturen zu leiden haben, ist sehr lang. Für Landwirte zum Beispiel entwickelt sich die anhaltende Trockenheit langsam aber sicher zu einer Katastrophe.
Nicht nur für Getreideanbauer, die mit manchmal bedeutend weniger Ertrag rechnen müssen. Ein ähnliches Problem haben auch Milchviehbetriebe, denn ihnen verdorren die Futterpflanzen. Ganz davon abgesehen, dass auch die Kühe unter dieser Hitze leiden und deswegen auch weniger Milch geben.
Probleme für Wildtiere
Aber auch Wildtiere können manchmal nur schwer mit solchen Temperaturen umgehen. Das gilt zum Beispiel für Eichhörnchen oder Igel, sowie junge Vögel. "Wir haben im Moment rund 300 Tiere in Pflege, sagte der Verantwortliche einer Auffangstation für Wildtiere im westflämischen Beernem in der VRT. "300 Tiere, das ist doppelt so viel wie wir sonst in Extremsituationen kennen. Und das stellt uns vor Probleme."
Der Tipp des Tierschützers: Stellen Sie einen Wassernapf nach draußen - mit vielleicht ein paar aufgeweichten Hunde- oder Katzencrackern. Für Igel ist das genug und kann reichen, um ihnen einen Abstecher in der Pflegestation zu ersparen.
Tomatenzüchter und Winzer freuen sich
Doch gibt es auch einige "Hitze-Gewinner". In der Zeitung L'Avenir freut sich ein Tomatenzüchter über die Qualität seiner Ernte. "Das sind Tomaten, wie wir sie sonst nur aus Südfrankreich kennen", sagt Ludovic Depelchin. Ganz zu schweigen vom Ertrag! Der sprengt auch alle Rekorde. "Sonnengereifte Tomaten", dieses Prädikat gilt also nicht mehr nur noch für die Produkte aus Mittelmeerländern.
Und auch die immer zahlreicher werdenden belgischen Winzer strahlen über das ganze Gesicht. "Schauen Sie sich mal diese Weinreben an!", sagte in der RTBF Jean-François Baele, der ein Weingut in Bovesse bei Namur bewirtschaftet. "Ein tolles Jahr! Kein Vergleich mit 2021, das sehr schwierig war."
Für Weinbauern war es fast schon das perfekte Jahr. Kein Frost zur falschen Zeit, Regen, wenn man Regen brauchte, und Sonne, wenn die Trauben reifen müssen.
Was sogar dazu führt, dass man sich in Belgien auch mal am Rotwein versuchen kann. "Wir haben hier so ein bisschen das Klima der Bourgogne", sagt Jean-François Baele. Aber genau das ist eigentlich auch das Problem.
Roger Pint