Der Textilsektor ist bei der Preisentwicklung für die Verbraucher eine große Ausnahme: Die Preise sind im vergangenen Jahr sogar gesunken und zwar um 1,4 Prozent. Das steht im krassen Gegensatz zu dem, was in den Bereichen Wohnen, Energie oder auch Lebensmittel passiert ist.
Vertreter der Branche erklären das mit den üblichen Abläufen in ihrem Metier. Verderbliche Waren wie Lebensmittel im Supermarkt werden kurzfristig eingekauft, da wird die Preisanpassung ebenso kurzfristig an den Kunden weitergereicht. In der Modebranche ist das anders. Die Einzelhändler haben die Kollektion, die sie gerade anbieten, schon vor längerer Zeit gekauft.
In der Regel gibt es da einen Vorlauf von einem Jahr. Und damals gab es noch nicht den großen Preistreiber über die teuren Energiekosten. Also auch die kommende Winterkollektion stammt - was die Einkaufspreise betrifft - noch aus einer Zeit vor dem Ukraine-Krieg und damit vor dem großen Inflationsschub.
Auch die Einzelhändler, die ja ebenfalls höhere Energie- und Personalkosten tragen müssen, können das nicht so leicht an die Kunden weitergeben, weil es in der Modebranche einen recht großen Konkurrenzdruck gibt. Da kann nicht jeder Einzelhändler plötzlich zehn Euro mehr für ein Paar Schuhe verlangen, weil man das gleiche Paar dann anderswo schlicht deutlich billiger bekäme. Daher schrecken viele vor solchen Preisaufschlägen zurück.
"Und nicht zuletzt ist Kleidung eines der Grundbedürfnisse. Auch deshalb scheinen einige Händler von Preisaufschlägen abzusehen", sagt ein Modehändler in der Zeitung Het Nieuwsblad.
Preisaufschlag in Sicht
Trotzdem werden sich die gestiegenen Energie- und Personalkosten spätestens nächstes Jahr auch in der Modebranche bemerkbar machen. Das bedeutet für den Verbraucher dann einen Preisaufschlag. Wie groß der ausfallen wird, wollen Vertreter der Branche aber noch nicht abschätzen.
In jedem Fall kann man sagen: Jetzt ist der Moment, bei Mode zuzuschlagen, weil sie im Vergleich zu anderen Produkten eben noch nicht teurer geworden ist.
gva/nieuwsblad/okr/km