Dass die anderen Länder so skeptisch sind, liegt wohl daran, dass die sogenannten Lügendetektoren höchst umstritten sind. Ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt, ist laut Wissenschaftlern nämlich viel schwieriger zu bestimmen, als es die Verkäufer dieser Geräte anpreisen.
Lügendetektoren messen Körperreaktionen, also Blutdruck, Herzschlag, Atem, Schweißabsonderung in dem Moment, wo ein Befragter antworten soll. Konkret werden beispielsweise zwei Ja-/Nein-Fragen gestellt. Zum einen die konkrete Frage: Haben Sie das Verbrechen begangen? Und dann eine Kontrollfrage: Bei Sexualdelikten etwa: Haben Sie es jemals für nötig befunden, über sexuelle Handlungen zu lügen? Laut Theorie reagieren Unschuldige stärker auf die letzte Kontrollfrage, Schuldige intensiver auf die Frage zur Tat.
Kritiker sagen aber, dass man Körperreaktionen durchaus beeinflussen kann. Etwa indem man bei bestimmten Fragen schlicht an etwas anderes denkt oder sich im wörtlichen Sinn auf die Zunge beißt. Das kann dann die Ergebnisse schon verfälschen.
Für die Polizei ist der Lügendetektor trotzdem ein willkommenes Druckmittel. Ein Verfechter des Lügendetektors sagt am Dienstag in der Zeitung De Standaard: "Manch einer gesteht schon, bevor das Gerät überhaupt erst eingeschaltet wird". Und auch sonst ist er sich sicher, dass man die Lüge von der Wahrheit schon unterscheiden könne, wenn man erfahren genug sei. Schließlich habe man auch erfahrene Lügner und Schwerverbrecher damit überführen können.
Hersteller solcher Geräte behaupten, dass die Lügendetektoren in bis zu 98 Prozent der Fälle richtig liegen. Kritiker wie Bruno Verschuere, Professor für forensische Psychologie an der Universität Amsterdam, sieht das aber ganz anders. Er sagt: Bis zu 13 Prozent der Lügner kommen durch - ihnen wird geglaubt, obwohl sie lügen. Aber viel schlimmer ist: Bis zu 23 Prozent derjenigen, die die Wahrheit sagen, wird nicht geglaubt. Das ist fast jeder Vierte, dem Lüge dann per Detektor unterstellt wird, obwohl er die Wahrheit sagt.
Solche pseudowissenschaftlichen Ergebnisse werden in Belgien vor Gericht zwar anerkannt, aber ein Lügendetektor-Ergebnis allein reicht nicht für eine Verurteilung. Weil aber Lügendetektoren so oft falsch liegen, würde Psychologe Bruno Verschuere sich nicht an einen Lügendetektor anschließen lassen - erst recht nicht, wenn man unschuldig ist.
destandaard/okr