Bei den "Uber Files" handelt es sich um rund 124.000 interne Dokumente von Uber. Von E-Mails und Messenger-Nachrichten über Memos und Präsentationen bis hin zu Rechnungen, Terminkalendern und vielem mehr.
Die Daten stammen aus dem Zeitraum zwischen 2013 und 2017. Zugespielt bekommen hat diese Dokumente die britische Zeitung "The Guardian". Sie zeigen laut der Zeitung, wie Uber "Gesetze gebrochen, Polizei und Regulierungsbehörden in die Irre geführt, Gewalt gegen Fahrer ausgebeutet und heimlich Druck auf Regierungen in der ganzen Welt ausgeübt hat".
Die Auswertung hat das bekannte "Internationale Netzwerk investigativer Journalisten" übernommen. Das kennt man unter anderem schon von den "Luxemburg-Leaks".
Wie auch sonst haben sich jeweils nationale Medien der Daten angenommen, die ihr Land betreffen. In Belgien sind das die Zeitungen Le Soir und De Tijd und das Wochenmagazin Knack.
"Taxi-Krieg"
Mit der Veröffentlichung begonnen worden ist am Sonntag und seitdem sorgt die ganze Geschichte auch hierzulande für ziemlich viel Wirbel: Als Uber 2014 in Belgien gelandet ist, ist es gerade von den traditionellen Taxi-Fahrern ziemlich feindlich empfangen worden.
Es kam zu einem regelrechten "Taxi-Krieg", auch und gerade mit Staat beziehungsweise den Regionen, der bis heute auch noch nicht endgültig ausgefochten ist. Und die "Uber Files" belegen, dass der amerikanische Konzern mit ziemlich harten Bandagen gekämpft hat – sowohl gegen die Konkurrenz als auch gegen die Behörden.
Spione
Die amerikanische Firma hat tatsächlich Spione angeheuert und zwar in Form einer internationalen Privatdetektei. Außerdem hat Uber dankbar jede Gelegenheit genutzt, in der es zu Übergriffen gegen seine Fahrer beziehungsweise ihre Fahrzeuge gekommen ist, um das medial auszuschlachten und so bei der Öffentlichkeit als "Opfer" Sympathiepunkte zu bekommen.
Und die Privatdetektei hat wohl auch Politiker ins Visier genommen, die Ämter ausübten, die mit dem Taxi-Sektor zu tun hatten. Beispielsweise das Amt des Regionalministers für Mobilität.
Aber damit nicht genug: Uber soll tatsächlich auch Demonstranten "gekauft" haben, die dann vor das Kabinett des Brüsseler Ministerpräsidenten Rudi Vervoort gezogen sind, um dort "total spontan" zu demonstrieren, als es juristischen Ärger für Uber gab.
Sabotage
Dann soll Uber auch noch die sogenannten "Mystery Shopper" infiltriert haben. "Mystery Shopper" sind sowas wie getarnte Testkäufer beziehungsweise Kunden, die im Auftrag der Behörden zur Aufdeckung illegaler Praktiken in diversen Bereichen eingesetzt werden können. Über einen Maulwurf soll Uber das alles sabotiert haben.
Schließlich soll Uber auch noch sein wirklich Allermöglichstes getan haben, um entweder physisch oder mit Informatik-Hilfsmitteln Daten selbst bei Hausdurchsuchungen vor den Behörden geheim zu halten. Justiz, Steuerfahnder und Sozialinspektion waren sicher auch nicht ganz ohne Grund scharf auf genau diese Daten.
Diverse Behörden wollen sich nicht offiziell äußern auf Nachfrage der Medien. Sie verweisen auf die zum Teil noch laufenden Ermittlungen.
Im Brüsseler Regionalparlament ist man weniger zurückhaltend: Die zwei größten Fraktionen, PS und Ecolo, fordern einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss.
Uber selbst zieht sich auf den Standpunkt zurück, dass die Firma mittlerweile doch eine ganz andere als damals wäre. Das frühere Verhalten stimme nicht mehr mit den heutigen Unternehmenswerten überein. Außerdem hätten die Medien die alten Fehltritte von Uber doch in den letzten Jahren oft genug breitgetreten.
Boris Schmidt