
Die belgische Wirtschaft hatte im vergangenen Jahr eine höhere Wachstumsrate als erwartet, die Staatsschuld stieg nicht so schnell wie vorhergesagt, die Beschäftigungslage verbesserte sich und der Staatshaushalt ist auf dem Wege, um im Jahre 2015 wieder ausgewogen zu sein, so das Fazit.
Zehn Tage lang hatte eine Delegation des IWF sich in Belgien aufgehalten und seine wirtschaftliche Entwicklung und seine Finanzlage unter die Lupe genommen. Die Beurteilung der belgischen Wirtschaft deckt sich mit der jüngsten Studie der Nationalbank.
Noch in diesem Jahr erwartet der Währungsfonds ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent. Das Haushaltsdefizit wird in diesem Jahr von 6 auf 4,8 % des Bruttoinlandsprodukts sinken. Damit erfüllt Belgien eine Auflage des europäischen Stabilitätspakts.
Der Internationale Währungsfonds forderte die belgische Regierung auf, das Defizit im kommenden Jahr sogar unter die 4,1 % zu senken, die der Stabilitätspakt verlangt. So könne der Schritt zu den erforderlichen drei Prozent im Jahre 2012 besser verteilt werden, sagte der Leiter der IWF-Delegation, Erik De Vrijer.
Belgien in der europäischen Spitzengruppe
Um den Haushalt zu sanieren, muss Belgien die Ausgaben der Gliedstaaten und der Kommunen einschränken. Der Währungsfonds rät an, in dieser Periode nicht zu viele Investitionen zu tätigen. Um die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen zu wahren, muss die Indexbindung der Löhne flexibler gestaltet werden.
Belgien hat ansonsten die Finanzkrise gut überstanden und befindet sich in der europäischen Spitzengrupe. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts liegt über dem Durchschnitt der Euroländer, die Staatsverschuldung hat sich verlangsamt und die Außenhandelsbilanz hat ihren Überschuss vergrößert.
Zwei mögliche Probleme
Der Währungsfonds spricht aber auch Warnungen aus: Die Krise in der Eurozone hat auch Folge für Belgien. Die Kosten für die Neufinanzierung der Staatsschuld sind gestiegen und die Folgen möglicher Turbulenzen auf den Finanzmärkten dürften nicht unterschätzt werden. Belgien müsse Maßnahmen ergreifen, um seine Wirtschaft und den Finanzsektor zu schützen.
Der Internationale Währungsfonds warnt vor neuen Problemen im Bankensektor: Die belgischen Banken haben große Beträge in Ländern angelegt, die von der Schuldenkrise bedroht sind. Um die Risiken einzudämmen, ist es von größter Bedeutung, dass die Finanzmärkte ihr Vertrauen in belgische Staatspapiere behalten. Dazu ist eine glaubwürdige Haushaltsplanung erforderlich, schließt der Bericht. Belgien muss so schnell wie möglich eine neue Föderalregierung erhalten.
Das Interview ist möglicherweise für Belgien schlecht. Aber das Bild von Belgien im Ausland ist auch verzerrt. Und die französische Presse ist auch für das verantwortlich. Langfristig könnte dieses Interview mehr Gutes als Schlechtes sein.