Mit einer GPS-Uhr kann man unter anderem den Standort eines Kindes im Auge behalten. Die Geräte werden hauptsächlich für Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren gekauft. Kinder in dem Alter haben in der Regel noch kein Smartphone, aber sie können bereits gut kommunizieren.
Eltern können beispielsweise mitteilen, wann das Abendessen fertig ist, ihr Kind vom Spielplatz zurückrufen oder es erreichen, wenn es auf einem belebten Markt, am Strand oder bei einer Veranstaltung verloren geht.
Per GPS jederzeit den Aufenthaltsort kennen
Dabei ist eine GPS-Uhr vergleichbar mit einem Mobiltelefon. Es verfügt über eine SIM-Karte. Die Eltern können zum Beispiel eine App auf ihr Smartphone oder Tablet herunterladen, die mit der Uhr in Verbindung steht. Die App registriert den Standort alle zehn Minuten. Die Geräte haben eine Genauigkeit von zehn Metern, sowohl in Innenräumen als auch im Freien.
Ein Kind wiederum kann selbst mit der Uhr ein Notsignal aussenden, Nachrichten verschicken oder die Eltern anrufen. Bei einigen Modellen ist es auch möglich, Fotos zu machen. Die Preise variieren, aber für ein anständiges Gerät zahlt man 90 Euro oder mehr.
Man geht davon aus, dass der Mord und die Entführung des neunjährigen Gino, der von einem Spielplatzbesuch in Kerkrade nicht zurückgekehrt war, ein Auslöser für die steigende Nachfrage ist. Anbieter sehen da einen direkten Zusammenhang. Seitdem sind die Verkaufszahlen solcher GPS-Uhren rasant gestiegen.
Psychologen warnen vor falschem Sicherheitsgefühl
Eine Kinderpsychologin hat schon ihre Zweifel geäußert, ob das eine gute Sache ist. Marijke Bisschop sagt, dass das ein falsches Gefühl der Sicherheit vermittele und völlig unnötig sei. Mehr noch, es erzeuge eine Angstpsychose. Ein Kind werde sich nicht mehr trauen, normalen Menschen Fragen zu stellen oder sie um Hilfe zu bitten - und könne auch zudem noch mehr in Panik geraten, wenn die Uhr verloren geht oder einfach vergessen wurde. Zudem kann jemand mit bösen Absichten die Uhr schnell entfernen.
Viel wichtiger sei es, mit Kindern gute Vereinbarungen zu treffen und sie zu Unabhängigkeit, Vertrauen und Selbstständigkeit zu erziehen. Das heiße auch, Kindern beizubringen, nicht mit Fremden mitzugehen. Man sollte ihnen beibringen, zu einem vereinbarten Punkt zu kommen, wenn sie die Eltern nicht mehr finden, oder die richtigen Menschen um Hilfe zu bitten. Zum Beispiel die Polizei. Und wenn man unterwegs ist, reiche es auch, die Handynummer der Eltern auf ein Armband des Kindes zu schreiben.
Vorteile der digitalen Entwicklung nutzen
Die Kinderpsychologin Katelijne Van Lommel sieht sehr wohl Vorteile. Sie sagt, die digitale Entwicklung kann man sich zunutze machen. Ziele ließen sich erreichen, solange sie gut durchdacht seien. Ein Kind solle die Uhr nicht ständig tragen, sondern nur dann, wenn sie in bestimmten Situationen für Sicherheit und Kommunikation sorgen kann, z. B. wenn das Kind allein mit dem Bus fährt oder an einem belebten Strand. Der Küstenrettungsdienst Westflandern hat im letzten Sommer 860 verlorene Kinder registriert. Aber letztendlich sollten Eltern ihre Kinder doch weiterhin selbst beaufsichtigen.
Als Elternteil sei es aber wichtig, dass man über eine solche Uhr als Mittel zur Kontakterleichterung sprechen sollte und nicht unter dem Gesichtspunkt, dass schlimme Dinge passieren könnten.
hln/mz