14 Zuschauer im Stadion des KV Mechelen haben sich am Wochenende plötzlich unwohl gefühlt. Zuvor spürten sie einen Nadelstich in ihrer Haut. Von der Demonstration Belgian Pride in Brüssel am Samstag gibt es ähnliche Berichte.
In Großbritannien sind den letzten zwei Jahren rund 1.300 Verdachtsfälle des "Needle Spiking" bekannt. Der britische Arzt und Drogenexperte Dr. David Caldicott beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit K.O.-Tropfen und anderen sogenannten Vergewaltigungsdrogen. Und er ist skeptisch, dass es Laien überhaupt möglich ist, einen anderen per Needle Spiking zu vergiften. Dafür brauche es schon Expertise, die womöglich nur Geheimdienste haben.
Trotzdem müsse man die Patienten ernst nehmen und gründlich erforschen, was passiert ist. Im Fall der 14 Fußballfans sind tatsächlich auch Einstichstellen gefunden worden und die Fans überkam ein Unwohlsein, erklärt Dirk Van de Sande von der Polizei in der VRT.
Verdächtige Substanzen konnten aber keine gefunden werden. Auch in Großbritannien gab es keinen einzigen Fall, bei dem Gifte nachgewiesen werden konnten. Das spricht für Caldicotts Theorie. Selbst wenn es Stoffe gibt, die der menschliche Körper schnell abbaut, hält er es für wahrscheinlicher, dass Übeltäter "lediglich" mit einer dünnen Nadel zustechen, um Angst zu verbreiten, ohne aber etwas zu verabreichen. Doch auch das sei eine ernstzunehmende Gewalttat.
Man sollte die Taten nicht aufblasen und gleich einen Giftanschlag vermuten. Trotzdem ging es den Opfern nach dem Stich physisch schlecht. Auch dafür hat Caldicott eine Erklärung: Wenn genügend Leute glauben, dass etwas mit ihnen geschieht, dann ist es gut möglich, dass ihre Körper entsprechende Gefühle erzeugen - auch wenn keine Fremdsubstanz im Körper ist. Beispiel Corona-Krise: Wenn wir nur hören, dass jemand aus unserem Umfeld Corona-positiv ist, fühlen manche schon Symptome, obwohl sie das Virus gar nicht in sich haben.
Im Fall der Zuschauer im Stadion von Mechelen spekuliert die Zeitung La Meuse am Dienstag darüber, dass den Betroffenen Insulin gespritzt worden sein könnte. Der Rechtsmediziner Dr. Philippe Boxho aus Lüttich erklärt, dass die Symptome der Betroffenen - plötzliche Müdigkeit, Zittern, das Gefühl, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können - auch zu einer Insulin-Injektion bei einem Gesunden passen könnten.
Ein Beweis, dass es tatsächlich so passiert ist, ist das aber nicht. "Natürlich ist es möglich, dass etwas verabreicht wurde, dass wir es mit einem Phänomen zu tun haben, das noch nie jemand nachgewiesen hat. Aber das ist längst nicht die wahrscheinlichste Erklärung", sagt Dr. David Caldicott.
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