Mit dem Projekt, das den Namen "Ventilus" trägt, soll Energie von Offshore-Windparks in der Nordsee in das belgische Stromnetz eingespeist werden. Lokale Aktionsgruppen fordern, dass die Hochspannungsleitung unterirdisch verlaufen soll, Experten lehnen das jedoch als technisch zu aufwändig ab. Premier De Croo äußerte sich am Rand eines Treffens in der dänischen Hafenstadt Esbjerg. Dort hatten sich die vier Nordsee-Anrainer-Staaten Belgien, Deutschland, die Niederlande und Dänemark darauf geeinigt, mehr Offshore-Windkraftanlagen auf dem Meer zu bauen.
Geplant ist, die Offshore-Energieleistung bis zum Jahr 2030 zu vervierfachen, insgesamt sollen dort dann mindestens 65 Gigawatt Strom aus Windkraft erzeugt werden können. Bis 2050 soll die Kapazität sogar auf bis zu 150 Gigawatt verzehnfacht werden. Um einen Teil dieser Energie in das belgische Stromnetz zu bekommen, plant Netzbetreiber Elia besagte "Ventilus"-Hochspannungsleitung, die in die Zuständigkeit Flanderns fällt.
Premier De Croo zeigte sich aber optimistisch, dass es der Regionalregierung gelingen werde, eine Lösung zu finden, die die Anwohner respektiere. Einfach sei das sicher nicht, aber es gebe nun mal keine andere Möglichkeit, die Leitung werde gebraucht und sei von gesellschaftlichem Belang. Alle seien sich darin einig, dass weniger Treibhausgase ausgestoßen werden müssten, dass man energieunabhängig werden und die eigene Wirtschaft unterstützen müsse. Und dafür müsse der auf See produzierte Strom eben auch an Land gebracht werden können, so De Croo.
Boris Schmidt