Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt in Belgien betrug demnach im letzten Jahr 3.748 Euro. Das ist etwas weniger als im Jahr 2020. Da lag der Wert noch 35 Euro höher. Nach Ansicht der Jobat-Experten muss man den aktuellen Stand der Löhne im Licht der Corona-Krise sehen. Sie habe in vielen Unternehmen zu einer verstärkten Haushaltsdisziplin geführt.
Doch mit den Durchschnittszahlen ist das so eine Sache: Da Großverdiener den Gehaltsdurchschnitt einer Berufsgruppe verzerren können, gibt der Gehaltskompass auch den Gehaltsmedian an. Im Jahr 2021 waren es 3.302 Euro brutto. Konkret heißt das: Die Hälfte der Befragten verdient weniger als 3.302 Euro, die andere Hälfte verdient mehr.
Im Durchschnitt gab es also keine Gehaltserhöhungen - und das zeigt das Problem dieser Durchschnittsberechnungen. Der eine hat vielleicht eine substantielle Gehaltserhöhung erhalten. Andere mussten wegen Corona vielleicht den Job wechseln - und verdienen jetzt weniger.
Aber festzustellen ist, dass Corona zu einer Verlagerung auf alternative Vergütungsleistungen geführt hat. Im Vergleich zu vor fünf Jahren haben heute ein Viertel mehr Arbeitnehmer einen Arbeitslaptop. Die Zahl der Arbeitnehmer mit einer Aufwandsentschädigung für Heimarbeit oder einem Internet-Abonnement ist in den letzten vier Jahren um 15 bis 20 Prozent gestiegen.
Längst nicht jeder ist zufrieden mit seinem Lohn: Laut Jobat ist das Fehlen einer Gehaltserhöhung trotz größerer Flexibilität in Sachen Heim- und Büroarbeit der Grund für eine zunehmende Unzufriedenheit der Arbeitnehmer. 2020 waren noch 36 Prozent der Befragten sehr zufrieden mit dem Lohn. 2021 nur noch 33 Prozent - also nur jeder Dritte.
Hinter dem durchschnittlichen Bruttogehalt verbergen sich auch Unterschiede zwischen den großen Berufsgruppen: Arbeiter verdienen im Durchschnitt 2.961 Euro brutto, Angestellte 3.815 Euro brutto, während Beamte knapp 4.199 Euro verdienen.
Ein bemerkenswertes Ergebnis des Gehaltskompasses ist aber, dass sich die durchschnittlichen Einstiegsgehälter von Arbeitern und Angestellten kaum unterscheiden. 2.618 Euro brutto für Arbeiter und 2.646 Euro für Angestellte. Staatsbedienstete beginnen mit einem etwas höheren Gehalt von durchschnittlich 2.955 Euro brutto pro Monat.
Mit fortschreitender Laufbahn nehmen die Lohnunterschiede zwischen den Berufsgruppen aber deutlich zu. Ein Arbeiter, der eine dreißigjährige Karriere hinter sich hat, verdient im Durchschnitt 20 Prozent mehr als ein Berufsanfänger im gleichen Status. Bei Angestellten steigt der Unterschied im Laufe der Karriere auf fast 90 Prozent.
destandaard/mz