Nach dem Ende der Osterferien kann man eine ausgesprochen gute Bilanz ziehen. Je nachdem, wen man fragt, ist sogar die Rede von einer "historisch guten" Bilanz. Einer der ganz großen Skireisen-Anbieter aus Flandern erzählt am Dienstag zum Beispiel in der Zeitung Het Nieuwsblad, dass es die besten Osterferien in sage und schreibe 33 Jahren gewesen sind.
Die Leute waren aber keineswegs nur auf Sport im Schnee aus. Auch unter die wärmende Sonne des Südens hat es die Belgier wieder massenhaft gezogen. Der Reiseveranstalter TUI etwa konnte sich auch über eine sehr erfolgreiche, lange nicht mehr dagewesene Ferienperiode freuen. Zu 94 Prozent sollen die Flugzeuge des Veranstalters voll gewesen sein.
Ferien im Inland immer noch beliebt
Die Belgier haben also wieder massiv Ferien im Ausland gemacht, aber auch die inländische Tourismusindustrie kann sich nicht beschweren. Rund zweieinhalb Millionen Übernachtungen hat es in den Osterferien etwa an der belgischen Küste gegeben. Das ist vergleichbar mit den Zahlen aus dem Corona-Jahr 2021.
Das Ganze war natürlich etwas wetterabhängig, die erste Ferienhälfte war ja nicht so prickelnd. Aber die zweite Hälfte und insbesondere das sonnige lange Wochenende haben das mehr als wettgemacht. Hotels, Pensionen und auch Campingplätze waren teilweise fast komplett ausgebucht. Nicht nur mit Belgiern übrigens, sondern auch mit Deutschen, Franzosen, Niederländern und anderen.
Und was für die Küste gilt, das gilt auch für die meisten anderen Regionen des Landes: Wir sind zwar noch nicht überall wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau, was die Besucherzahlen angeht, aber doch auf ziemlich gutem Weg dorthin.
Zumindest was die Urlaubsgewohnheiten angeht und von den bisherigen Befunden ausgehend, sieht es also nicht danach aus, als ob die Belgier ihre Präferenzen wirklich verändert hätten. TUI sagt sogar ganz deutlich, dass Nahurlaub etwa mit dem Auto im benachbarten Ausland dieses Jahr schon wieder eindeutig weniger gefragt ist als während der Pandemie. Skireisen, Citytrips, Billigairlines und All-Inclusive-Urlaube sind hingegen schon wieder Osterurlaubsklassiker. Einfach, weil sie ja wieder möglich waren.
Viele "Last-Second"-Buchungen
Eine auffällige Entwicklung gab es dann aber doch: Ein Drittel der Auslandsreisen bei TUI sind erst in den letzten zwei bis drei Wochen vor den Osterferien gebucht worden. Der Verband der flämischen Reisebüros spricht nicht mehr von "Last-Minute", sondern von "Last-Second"-Buchungen.
Worauf das zurückführen ist, lässt sich nicht klar sagen. Manche meinen, dass viele Urlauber einfach möglichst sicher sein wollten, dass sie am Urlaubsort keine bösen Corona-Überraschungen erleben würden und deshalb möglichst lange gewartet haben. Andere wiederum sehen einen Grund in der eher miesen Wettervorhersage vor den Ferien. Frei nach dem Motto: Bevor uns und den Kindern im vielleicht kalten und nassen Belgien die Bude auf den Kopf fällt, weil man nichts draußen machen kann, fliegen wir lieber kurzfristig in die Sonne oder so. Um Geld durch Last-Minute-Angebote zu sparen, ging es dabei aber jedenfalls wohl eher nicht.
Über allgemeinere Trends über die Osterferien hinaus lässt sich jetzt noch nicht viel sagen, auch weil niemand weiß, wie schnell und schmerzhaft sich die Preissteigerungen auswirken werden oder welche Folgen der Krieg noch haben könnte. Aber zumindest am Willen zu verreisen, mangelt es den Europäern im Allgemeinen wohl eher nicht. Erst vor ein paar Tagen gab es eine Umfrage, wonach über drei Viertel von ihnen vorhaben, irgendwann zwischen April und September Urlaub zu machen. Zwei Drittel davon im Ausland.
Boris Schmidt