Letzte Woche Mittwoch hat ein junger Afrikaner, geschätzt Mitte 20, ein Flüchtling, in einem Supermarkt in Zeebrügge für fünf Euro ein Lotto-Rubbellos gekauft. Vor Ort hat er angefangen, das Los freizukratzen und hielt den Hauptgewinn in seinen Händen: 250.000 Euro. Der junge Mann ging mit dem Los zur Kassiererin, die ihm erklärte, dass er sich an die Nationallotterie wenden müsse, um das Geld zu bekommen.
Der Mann ging weg, kam kurze Zeit später aber wieder zurück - diesmal mit einem Freund, der eine Kreditkarte hatte. Er bat die Kassiererin, den Gewinn darauf zu überweisen. Sie erklärte ihm noch einmal, dass er sich an die Nationallotterie in Brüssel wenden müsse und schrieb ihm die Telefonnummer auf. Der Mann verließ den Supermarkt - und seitdem ist er verschwunden.
Auch bei der Lottogesellschaft hat er sich nie gemeldet. Niemand hat ihn da gesehen oder gesprochen, niemand kam, um das Rubbellos einzulösen. Gewinne ab einem Betrag von 100.000 Euro müssen persönlich eingefordert werden, da muss man mit seinem Gewinnerlos am Lotto-Hauptsitz in Brüssel vorstellig werden. Erst dann erfährt man auch, wer der Glückliche ist, sagt Joke Vermoere, Sprecherin der Nationallotterie. Deshalb gestaltet sich die Suche nach dem Gewinner aktuell so schwierig. Es kennt niemand seinen Namen oder Aufenthaltsort.
Ein Jahr Zeit, um sich zu melden
Dass der Gewinner ein Migrant ist, macht keinen Unterschied, vor dem Lottogewinn sind alle Menschen gleich. Das hat Sprecherin Vermoere im Interview betont: Der junge Afrikaner hat Anspruch auf das Geld. Er hat deshalb jetzt auch ein Jahr Zeit, sich zu melden, wie es die Richtlinien der Nationallotterie vorsehen. Im Supermarkt hoffen sie, dass der junge Mann eines Tages wieder an der Kasse auftaucht, denn sie würden ihn wiedererkennen, sagen sie.
Da selbst die Lottogesellschaft nicht weiß, wer der Gewinner ist, könnte jeder mit dem Los auftauchen und das Geld einfordern. Hier bekommt die eigentlich schöne Geschichte einen bitteren Beigeschmack. Es gibt in Zeebrugge einen Pfarrer, der sich seit langem um Transitmigranten kümmert. Das sind Flüchtlinge, die nach England gelangen wollen und nicht in Belgien bleiben möchten. Dieser Pfarrer, Pastor Fernand Maréchal, hat das ungute Gefühl, dass der junge Mann in seiner Euphorie über den Lottogewinn vielleicht zu vielen Menschen davon erzählt haben könnte, und dass ihm womöglich jemand böse mitgespielt hat.
vrt/jp/sh
Hoffentlich wird er den Gewinn aus dem Rubbellos einlösen können und es war kein "Rubel-Los" 😉