Es ist geschafft: Die Französische Gemeinschaft wird einen neuen Schulkalender einführen. Er wird sich an folgendem Schema ausrichten: sieben Wochen Unterricht, zwei Wochen Ferien, als Regel.
Natürlich werden die Sommerfeiern weiterhin länger dauern als zwei Wochen, aber doch auch zwei Wochen kürzer sein als bisher. Diese zwei Wochen werden zu anderen Ferien hinzugefügt: eine zu den Herbstferien, eine zu den Karnevalsferien.
Die Kinder im französischsprachigen Schulsystem werden dann also nicht mehr Ferien haben wie die anderen Kinder. Die Osterferien zum Beispiel werden komplett wegfallen und zwei Wochen Ferien im Mai Platz machen. Einfach deshalb, weil nach den Karnevalsferien keine sieben Wochen vergehen, bis die Osterferien beginnen würden.
Das System wird eingeführt, weil es besser zum natürlichen Lernrhythmus der Kinder passen soll. So sagen es Experten.
Nicht nur Bildungsministerin Caroline Désir verteidigte die Neuerung. "Wir Frankophonen sind bereit", sagte sie am Mittwoch vor der Abstimmung im Parlament der Französischen Gemeinschaft. "Bereit, uns von einem Schulkalender zu verabschieden, der sich nach den Bedürfnissen der landwirtschaftlichen Arbeit im Sommer gerichtet hat und einen Schulkalender annehmen, der dem 21. Jahrhundert würdig ist und der sich an den Bedürfnissen der Kinder ausrichtet."
Bis zum Schluss hatte es allerdings Kritik an diesem Modernisierungswillen der Frankophonen gegeben. Vor allem, weil nur sie den Schulkalender ändern. Nicht aber die Flamen und auch nicht die Deutschsprachige Gemeinschaft. Das wird einige Familien vor Probleme stellen, die ihre Kinder in unterschiedlichen Schulsystemen haben. Alle, die am Mittwoch dafür gestimmt haben, waren sich dieser Problematik bewusst - allen voran Bildungsministerin Caroline Désir.
Dabei hatte die Französische Gemeinschaft durchaus die anderen Gemeinschaften dazu bringen wollen, ebenfalls ihre Schulkalender nach dem neuen Muster zu reformieren. Aber vergeblich. Und weil dieser Dialog durchaus geführt worden war, aber eben kein Ergebnis erzielt hatte, wollten die Befürworter der Reform jetzt auch nicht länger warten.
Ministerin Désir wies auch jede persönliche Kritik an ihrem Beharrungswillen von sich. "Ich höre regelmäßig in den vergangenen Tagen", sagte sie, "dass ich dickköpfig sei und diese Reform gegen alle Widerstände durchbringen möchte. Dabei ist das Dekret, das heute auf dem Tisch liegt, das Ergebnis eines politischen Willens, der vor mehr als 30 Jahren das erste Mal formuliert wurde".
Tatsächlich wollten die Frankophonen ihr Schulsystem schon 1990 das erste Mal reformieren. Jetzt endlich ist es geschafft. Einige sprachen von einem historischen Moment. Und noch bevor die Abstimmung stattgefunden hatte, kündigte Désir an, weiter mit den anderen Gemeinschaften im Gespräch bleiben zu wollen. Um vielleicht eines Tages doch wieder überall in Belgien die gleichen Schulferien zu haben, für alle Schulkinder, zur gleichen Zeit. "Wir werden natürlich den Dialog mit den Bildungsministern der anderen Gemeinschaften fortführen. Dafür engagiere ich mich", sagte Désir.
Kay Wagner
Herzliche Glückwünsch für die FG für diese Entscheidung und diesen längst überfälligen Schritt.
Mehr machen und weniger Sabbeln zahlt sich aus.
Dass die FG hier einen „Alleingang“ geht, zeigt ihre Stärke und den Hang zur Realität.
Super!